2012 / 2013
30. April 2013
Dr. Mario Tamme, Landshut
Die Geschichte der 31. SS Standarte „Niederbayern".
Heutzutage assoziiert man mit der SS vor allem den Holocaust und die Ermordung von Millionen von Menschen. Doch während der Zeit des Nationalsozialismus waren die SS Männer mit ihren schwarzen Uniformen und dem Totenkopf an den Mützen einerseits der Schrecken der Nation, andererseits aber auch fest in der Gesellschaft verankert.
Im April 1925 wurde die SS im Umkreis von Hitlers Leibwächter Julius Schreck gegründet, um den Personenschutz Hitlers zu gewährleisten. Einige Zeit später etablierte sich auch in Landshut unter der Beteiligung von Heinrich Himmler eine Ortsgruppe der SS. Später ging aus dieser Keimzelle die 31. Allgemeine SS Standarte „Niederbayern" hervor. Deren Dienstsitz wechselte im Laufe der Zeit zwischen den Städten Straubing und Dingolfing. Ab dem Jahr 1935 war die Standartenführung dann in Landshut in den Räumen des Hans-Schemm Hauses und im Ottonianum untergebracht. Ehemalige Mitglieder dieser Standarte versahen ihren Dienst in Konzentrationslagern und in Einheiten der Waffen-SS. Dabei wurde so mancher zum Kriegsverbrecher. Vorgestellt werden in dem Vortrag die lokale Verankerung der SS in Landshut, die Strukturen der Standarte und die Biographien der Standartenführer sowie wichtiger SS-Mitglieder.
12. März 2013
PD Dr. Hannelore Putz, München
Das Königreich Bayern als „gedachter" Ausstellungsraum
– die Personendenkmäler König Ludwigs I. von Bayern
1858 wurde in Landshut das Denkmal für Herzog Ludwig den Reichen feierlich enthüllt. Das Denkmal steht in einer Reihe von Personendenkmälern, die König Ludwig I. von Bayern verstärkt seit den 1840er Jahren in den größeren Städten des Königreichs hatte setzen lassen: Für Hans Jakob Fugger in Augsburg, für Julius Echter von Mespelbrunn in Würzburg, für Jean Paul in Bayreuth, für Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth in Erlangen usw. Alle diese Denkmäler finanzierte der König privat aus seiner Kabinettskasse. Gleichsam „als Erinnerungsbevollmächtigter" wählte Ludwig I. den Ort und die zu ehrende Person aus und gab sowohl den ausführenden Künstler als auch die Gestaltung des Denkmals vor. Als Initiator und Geldgeber beeinflusste er darüber hinaus maßgeblich den Ablauf der Enthüllungsfeiern. Auch wenn Ludwig I. selbst nur selten an den Enthüllungsfeiern teilnahm, versuchte er durch kurze Wortbeiträge dennoch die Rezeption des Denkmals zu lenken und Sinn und Bedeutung des Monuments zu fixieren.
Der Vortrag stellt zunächst kurz die Planungs- und Entstehungsgeschichte der Denkmäler vor und untersucht dann genauer Funktion und Aufgabe der Einweihungsfeiern. Vor allem aber fragt der Vortrag danach, ob König Ludwig I. mit diesen Denkmalsetzungen ein Konzept verfolgte oder ob sich dieses aus einer Summe von Einzelfallentscheidungen erst im Nachhinein ergab.
26. Februar 2013
Dr. Thomas Paringer, Landshut
Niederbayern – ein Begriff und seine Geschichte
Unter der Bezeichnung „Niederbayern" verbargen sich im Lauf der Jahrhunderte die unterschiedlichsten regionalen und politischen Gebilde – das stolze Herzogtum genauso wie der von der Auflösung bedrohte Kreis, die ständische Regionaleinheit ebenso wie die aufstrebende Tourismusregion. Es gab aber auch Phasen, in denen die Bezeichnung Niederbayern ganz von der Landkarte verschwunden war.
Der Vortrag geht zunächst der Frage nach, wie dieser Begriff überhaupt entstanden ist und welche geographischen Regionen dazu gezählt wurden und zählen. Nach einem Blick auf die regionale Verwaltungsgeschichte wird ein knapper historischer Abriss der niederbayerischen Geschichte den Bogen von der Mitte des 13. Jahrhunderts, als der Begriff Niederbayern erstmals geprägt wurde, bis in die Gegenwart des 21. Jahrhunderts spannen.
29. Januar 2013
Thomas Richter, Landshut
Jagdgefährte und Fleischlieferant?
- Der älteste Freund des Menschen in der Urgeschichte.
Der Hund ist das erste Tier, das der Mensch domestizierte. Bereits in der Altsteinzeit gibt es Funde von Hundeskeletten, die mit ihrem Besitzer begraben wurden. Mit dem Wechsel der Lebensweise in den folgenden Jahrtausenden veränderte sich auch die Rolle, die der Hund als Gefährte des Menschen spielte. Schnittspuren an Hundeknochen aus Fundstellen der Jungsteinzeit lassen sogar vermuten, dass der Hund zeitweise auch als Nahrungsquelle benutzt wurde. Die ältesten Nachweise der Domestizierung und die sich wandelnde Rolle des Hundes sollen im Vortrag anhand ausgewählter Fundstellen dargelegt werden.
4. Dezember 2012
(Dieser Vortrag musste im April 2012 wegen Krankheit ausfallen)
Dr. Hadumod Bußmann, München
Therese Prinzessin von Bayern (1850-1925)
Wissenschaftlerin – Forschungsreisende – Zeitzeugin
Prinzessin Therese von Bayern, einzige Tochter (neben drei Söhnen) der toskanischen Prinzessin Auguste und des Prinzregenten Luitpold, eine über Fächergrenzen hinweg vielseitig interessierte Gelehrte, Forschungsreisende, Schriftstellerin und Mäzenin.
Auf ihren ebenso abenteuerlichen wie strapaziösen Exkursionen in Europa und Amerika richtete sie ihre Aufmerksamkeit sowohl auf anthropologische, ethnologische und archäologische als auch auf botanische und zoologische Phänomene. Ihrer Sammeltätigkeit verdanken die bayerischen naturwissenschaftlichen Museen wertvolle Schätze, vor allem das Münchener Völkerkundemuseum, dem sie über 2500 Objekte nord- und südamerikanischer Indianer vermachte.
Als aktives Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften der Jahrhundertwende, als erstes (und bis heute noch immer einziges) weibliches Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und als erste Frau, der von der Universität München 1897 die Ehrendoktorwürde verliehen wurde, kann sie als beispielgebende Vorreiterin für Frauen in der Wissenschaft gelten.
27. November 2012
Dr. Norbert Stellner, Regensburg
„Wenn ich auf meinem Zweirad sitz', hebt hoch sich meine Brust ..."
Landshuter Fahrradkultur von den 1880er Jahren bis zum Ersten Weltkrieg
Das Fahrrad hat wohl seit langem nicht mehr so viele Freunde besessen wie jetzt. Mögen gesundheitliche Erwägungen eine Rolle spielen oder ein allmählich wachsendes Umweltbewusstsein, für viele Menschen stellt es mittlerweile eine attraktive Alternative zu den motorisierten Fortbewegungsmitteln dar. Auch Landshut präsentiert sich heute als radfahrerfreundliche Stadt. In diesem Zusammenhang spielt auch die Frage, wo Radfahrer in der Stadt fahren dürfen oder sollen, eine wichtige Rolle. Dass dieses Problem auch schon im ausgehenden 19. Jahrhundert diskutiert wurde, vermittelt ein Blick in die Landshuter Fahrradkulturgeschichte, mit der sich dieser Vortrag beschäftigt. Dieser hat aber nicht nur frühere Probleme des Fahrradverkehrs zum Gegenstand, sondern soll auch einen Eindruck von der Vielfalt Landshuter Radfahrer- und Radsportkultur um 1900 vermitteln.
16. Oktober 2012
Thomas Muggenthaler, Regensburg
Verbrechen Liebe.
Von polnischen Männern und deutschen Frauen: Hinrichtungen und Verfolgung in Niederbayern und der Oberpfalz während der NS-Zeit
In Adlkofen im Landkreis Landshut hat heuer der Trachtenverein ein Marterl für den polnischen Zwangsarbeiter Tomaz Wolak aufgestellt, der an einem Waldrand zwischen Adlkofen und Deutenkofen erhängt wurde, weil er ein Liebesverhältnis mit einer deutschen Magd hatte, das nicht ohne Folgen geblieben war.
Tomaz Wolak war einer von 22 Polen, die in Niederbayern und der Oberpfalz unter der Regie der Gestapo Regensburg von 1941 bis 1943 in der Nähe ihres Arbeitsplatzes erhängt wurden.
BR-Autor Thomas Muggenthaler dokumentiert diese Verbrechen in seinem Buch „Verbrechen Liebe". Der Autor studierte nicht nur die Akten, sondern recherchierte in den betreffenden Orten und suchte Zeitzeugen. Er stieß auf bewegende Liebesgeschichten, dramatische Ereignisse und Morde, die heute weitgehend tabuisiert sind. Für Hörfunksendungen des Bayerischen Rundfunks interviewte er Frauen, die wegen ihrer Liebesverhältnisse mit hingerichteten polnischen Männern in das KZ Ravensbrück verschleppt wurden. Er sprach mit Kindern aus solchen Verbindungen. Oft liegt in den Orten und in den Familien noch heute ein Mantel des Schweigens über diesen Verbrechen. Dem Autor gelang es auch, mit Angehörigen der Ermordeten in Polen Kontakt aufzunehmen. Auch mit deren Hilfe war es möglich, an diese Opfer des Faschismus zu erinnern, ihre Namen und ihre Geschichte nicht völlig in Vergessenheit geraten zu lassen.