Vorträge
22. Oktober 2024
Bettina Haas, Studentin, M.A. Geschichte und Gesellschaft an der Universität Passau.
Gedenkstätten zu Ehren der Opfer des Holocaust im ländlichen Raum Bayerns – Eine Geschichte der Mahnmale in den Landkreisen Landshut, Dingolfing-Landau und Deggendorf
Der Vortrag behandelt die Entstehung und Bedeutung von Gedenkstätten für die Opfer des Holocausts in ländlichen Regionen Niederbayerns, insbesondere in den Landkreisen Landshut, Dingolfing-Landau und Deggendorf. Dabei wird aufgezeigt, wie Gedenkorte für KZ-Außenlager und Todesmärsche entstanden sind und welche Akteure dabei eine Rolle spielten. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Einfluss der US-Militärregierung in der frühen Nachkriegszeit, die maßgeblich zur Errichtung dieser Mahnmale beitrug. Zudem wird der Wandel des kollektiven Gedächtnisses und der Erinnerungskultur über die Jahrzehnte hinweg analysiert. Dabei werden Prozesse beleuchtet, die zur Errichtung und Erhaltung oder auch zum Verschwinden der Mahnmale beigetragen haben. Es wird untersucht, wie die lokale Bevölkerung diese Gedenkstätten wahrnimmt und welche Bedeutung sie heute noch haben. Der Vortrag bietet Einblicke in die Dynamik von Erinnerungskultur im ländlichen Raum und deren Prägung durch gesellschaftliche und politische Einflüsse. Deutlich wird, dass das Gedenken an die NS-Zeit nicht nur in Großstädten, sondern auch in kleineren Gemeinden lebendig gehalten wird.
19. November 2024
„NS-Täter in Landshut“, Dr. Mario Tamme, Stadtarchiv Landshut
Im Jahr 1922 war Landshut Sitz des Sturmbataillons Niederbayern und damit SA-Hochburg. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 spielte die SA auch in Landshut eine entscheidende Rolle bei der Verfolgung von politischen Gegnern und Juden. Der Menschheitsverbrecher Heinrich Himmler gründete selbst im November 1925 einen SS-Ableger in Landshut. Später gehen aus den Reihen dieser SS-Männer Leute hervor, die in den Holocaust involviert sind.
Der Vortrag beleuchtet die Entwicklung der Täterorganisation der SA und der SS in der Stadt und stellt Täterbiographien vor“
28. Januar 2025
Stefan Schnupp, Bayerische Staatsbibliothek, Historisches Lexikon Bayerns, Redaktion
Das Historische Lexikon Bayerns als Nachschlagewerk für die (Nieder-)Bayerische Landesgeschichte
Das Historische Lexikon Bayerns ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Bayerischen Staatsbibliothek, der Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Konferenz der Landeshistoriker an den bayerischen Universitäten. Seit 2006 veröffentlicht das Historische Lexikon Bayerns wissenschaftlich fundierten Artikel zur bayerischen Geschichte. Darunter finden sich Artikel zu Ereignissen, Institutionen und Sachthemen aus allen Epochen und Bereichen der politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Geschichte des Landes. Obwohl der Blick auf die Grenzen des heutigen Bayern gerichtet ist, werden auch Themen ehemals bayerischer Gebiete berücksichtigt. Dezidiert wird auf die Besonderheiten und vielfach unterschiedlichen Entwicklungen und Situationen der einzelnen Regionen eingegangen. Auch für die Beschäftigung mit der Geschichte Niederbayerns bietet das Historische Lexikon Bayerns zahlreiche Recherchemöglichkeiten. Welche das sind und wer hinter dem Historischen Lexikon Bayerns steht, soll Thema des Vortrags sein.
25. Februar 2025
Dr. Martina Außermeier, Landshut
St. Kastulus in Moosburg
Der Vortrag beschäftigt sich mit der ehemaligen Stifts- und heutigen Pfarrkirche St. Kastulus in Moosburg an der Isar. Untersucht werden die Geschichte des Kloster- und Stiftsstandortes, der Kirchenbau sowie dessen Vorgänger und die stilistische Dimension der Architektur und der Bauskulptur. Bereits unter Herzog Tassilo III. (* um 741, † um 796) wurde das Kloster Moosburg gegründet und wohl im Laufe des 10. Jahrhunderts in ein Kollegiatstift umgewandelt, das bis 1604 bestand. Die hochverehrten Reliquien des hl. Kastulus sind seit Beginn des 9. Jahrhunderts in Moosburg bezeugt. Geänderte Bedürfnisse und einschneidende Ereignisse über die Jahrhunderte gaben den Anlass zu Um-, An- und Neubauten. Erhalten geblieben sind die Architektur und Bauskulptur der Romanik und Gotik, die stilgeschichtliche, geistliche und kirchenpolitische Aspekte der Zeit lebendig werden lassen.
25. März 2025
Gerhard Tausche, Landshut
Die Stadtentwicklung in Landshut im Laufe des 19. Jhs.
Über Jahrhunderte hat sich Landshut kaum über die „Begrenzung“ durch die mittelalterliche Stadtmauer hinausentwickelt, wofür es verschiedene Gründe gab.
Im 19. Jahrhundert stellen wir jedoch eine Veränderung fest, die bis heute noch Bestand hat und zum Teil sogar schon wieder überholt ist. Neue Stadtteile entstanden und eine Infrastruktur wurde geschaffen. Hinzukamen neue Industrie- und Gewerbebetriebe im Umfeld der alten Stadt.
Die Verantwortlichen im Magistrat waren nun gefordert und haben dazu Überlegungen angestellt, die heute noch erkennbar sind bzw. erst Jahre oder Jahrzehnte später umgesetzt wurden.
Für die Stadtgeschichte aber auch für die Denkmalpflege sind dies wichtige Entwicklungsschritte, die nachvollziehen lassen, warum Landshut so geworden ist, wie wir es heute kennen.
29. April 2025
Dr. des. Isabella Hödl-Notter, Marzling
„Geltsachen“ – Die Finanzverwaltung der bayerischen Herzöge (1550-1618)
Regieren kann ein Fürst nicht alleine. Er braucht, um seine Vorstellungen durchzusetzen, einen funktionierenden Verwaltungsapparat, der seine Herrschaft nach außen verteidigt, absteckt und nach innen sichert. Besonders deutlich wird die Verbindung von Herrschaft und Verwaltung bei der Finanzverwaltung: Mit einem gefüllten Geldbeutel durch eigenes Hab und Gut lässt sich besser Regieren, als mit klammen Kassen und Fremdkapital.
Mein Vortrag zur herzoglich-bayerischen Finanzverwaltung im Zeitraum von 1550 bis 1618 beleuchtet deren Grundstruktur und Arbeitsabläufe, über welche Themen die einzelnen Behördenebenen miteinander kommunizierten und welche Rolle die räumliche Mobilität der Beamten im Verwaltungshandeln und Arbeitsalltag spielte.
Bitte beachten Sie:
Vor dem Vortrag findet um 18 Uhr die Jahresmitgliederversammlung des
Historischen Vereins für Niederbayern statt.
Tagesordnung:
Geschäftsbericht des 1. Vorsitzenden
Bericht des Schatzmeisters
Entlastung der Vorstandschaft
Ausblick
Anregungen und Wünsche
Anträge sind bitte bis zum 16. April 2025 in der Geschäftsstelle
oder beim 1. Vorsitzenden abzugeben. (gerne per Mail an hv-niederbayern@web.de)
– Adressänderung
Eine dringende Bitte ist, dass Sie uns bei einem Umzug umgehend Ihre neue Adresse melden. Sie ersparen uns Arbeit und dem Verein zusätzliche Portokosten.
– E-Mail-Adresse
Um Sie im Falle von Absagen oder weiteren Veranstaltungen schnellstmöglich informieren zu können, würden wir gerne Ihre E-Mail-Adresse in unseren Verteiler aufnehmen.
Bitte senden Sie dazu eine Mail an hv-niederbayern@web.de.
– Datenschutz
Der Vorstandschaft ist es ein Anliegen. darauf hinzuweisen, dass wir mit Ihren Daten gemäß der DSGVO umgehen und Ihre Daten nicht an Dritte weitergeben.
Vielen Dank!
28. November 2023
Paul Arnold, Landshut
(Der Münchner Hofkünstler) Hans Krumper und Landshut
Am Münchner Hof unter Herzog Wilhelm V. und Herzog (ab 1623 Kurfürst) Maximilian I. war Hans Krumper eine der führenden Persönlichkeiten – ab 1594 „pawmeister“ Herzog Wilhelms und ab 1623 „hofmaler“ Kurfürst Maximilians. Weithin bekannt sind seine ‚Patrona Boiarae‘ an der Residenzfassade und das Kaisergrab im Münchner Dom. Dass er nicht nur in Bronze und nicht nur in München, sondern auch in und um Landshut bedeutende Werke schuf, ist dagegen weniger bekannt. Zahlreiche Bildbeispiele machen Neuzuschreibungen nachvollziehbar; ihre Entstehung im Sinne der Religionspolitik Maximilians wird verdeutlicht, der auch die Sakralkunst nutzte, um die Gegenreformation von München aus ins Land zu tragen. Für Landshut war Krumpers Wirken ein kraftvoller Impuls, welcher der Kunst den Weg von der Renaissance zum Barock wies.
12. Dezember 2023
Dr. Xaver Komba, Universität Dodoma, Tansania
Historische Verbindungen – Bayern und der Süden Tansanias von der Kolonialzeit bis heute
Der Beginn der Beziehungen zwischen Bayern und dem Süden Tansanias lag in der Ankunft von Benediktinermissionaren und -missionarinnen in den 1890er Jahren. Sie fand im Rahmen der Kolonisierung Ostafrikas durch das Deutsche Reich statt. Viele Tansanier und Tansanierinnen traten zum Christentum über, nachdem sie im Maji-Maji-Krieg großes Leid erfahren hatten. Nach dem Ersten Weltkrieg endete die deutsche Kolonialherrschaft, nicht aber die Beziehungen zwischen Bayern und Südtansania. Weiterhin kamen Missionare und Missionarinnen aus Bayern. Nach 1945 wurde Bayern zum Ziel von Studierenden aus Tansania. Heute gibt es neues Interesse an der gemeinsamen Geschichte. Sie wird als offene Wunde, aber auch als Chance für eine gemeinsame Zukunft gesehen.
Biografie:
Dr. Xaver Komba wurde in München in Theologie promoviert. Er ist Lehrbeauftragter an der Universität Dodoma und Vertreter der German Songea Friendship Society mit Sitz in der Bezirkshauptstadt Songea. Dieser Verein setzt sich für den Erhalt des Kulturellen Erbes der Region ein (u.a. des Archivs der Benediktinerabtei Peramiho) und für die deutsch-tansanischen Beziehungen auf lokaler Ebene ein.
23. Januar 2024
Dr. Johann Kirchinger, Regensburg
Aufklärung zwischen Utopie und Praxis. Das literarische Werk Johann Pezzls.
Der in Mallersdorf (Landkreis Straubing-Bogen) geborene Johann Pezzl war zweifellos eine zentrale Figur aufgeklärter Publizistik im süddeutsch-katholischen Raum. Er ist in den letzten Jahrzehnten in das Abseits literatur- und kulturwissenschaftlicher Forschung zur Aufklärung geraten. Dabei zeigt sich gerade an seinem dem Wiener Hof nahestehenden Werk die europäische Dimension aufgeklärter katholischer Literaturproduktion: Pezzl rezipierte wichtige Denker der französischen, englischen, italienischen, aber auch der jüdischen Aufklärung (Haskalah), trat als scharfer Kritiker des amerikanischen Sklavenhandels in Erscheinung und setzte sich auf der Basis seiner Sozialkritik für eine praktische Verbesserung der Lebensumstände seiner Zeitgenossen ein. Literaturgeschichtlich weist Pezzls Werk eine Vielzahl unterschiedlicher Gattungen auf (Briefroman, Reiseliteratur, Satire, Pamphlet, Biographie), die auch im Kontext der zeitgenössischen Publizistik zu betrachten ist. Pezzl war in Wien Mitglied der Freimaurer und wurde als Sympathisant der Illuminaten wahrgenommen, er trat im literarischen Salon der Caroline Pichler, einer zentralen Autorin des josephinischen Wiens, in Erscheinung und arbeitete, zunächst im Dienste seines Förderers, des Staatskanzlers Kaunitz, für die Hofchiffrierkanzlei.
27. Februar 2024
Dienstag, 27.2., 18:30 Uhr, Salzstadel, Steckengasse 308, 84028 Landshut
Dr. Bernhard Gotto, Institut für Zeitgeschichte München-Berlin
Vom „guten Nazi“ zum guten Demokraten? Die zwei Leben des Franz Lippert
Franz Lippert (1900–1977) war langjähriger Landtagsabgeordneter und Staatssekretär im bayerischen Finanzministerium von 1958 bis 1964, außerdem Ehrenbürger der Stadt Landshut. Er gehörte zu den vorbildlichen demokratischen Politikern der Nachkriegszeit. Doch das politische Handwerkszeug hatte er in der NS-Diktatur gelernt. Seit seiner Schulzeit war er im rechtsradikalen und völkischen Milieu verwurzelt. 1932 trat er der NSDAP bei. Sein Engagement für die NS-Bewegung ebnete ihm den Weg für eine steile Karriere im Staatsdienst.
Der Vortrag zeigt, wie diese zwei Leben zu ein und derselben Person passen. Er wirft zugleich ein neues Licht auf die demokratische Kultur der Bundesrepublik: Wie konnten ehemals überzeugte Anhänger einer zutiefst antidemokratischen Ideologie ein Staatswesen aufbauen, das die entgegengesetzten Werte hochhielt?
26. März 2024
Dr. Susanne Wolf, Landshut
Abrechnen und Aufräumen nach der Landshuter Hochzeit – Was erzählen die herzoglichen Ämterrechnungen?
Nicht nur zahllose leere Fässer wurden nach dem rauschenden Fest aus den Herbergen der noblen Hochzeitsgäste gerollt. Vom gebrochenen Fuß eines sächsischen Dieners, der nach der Hochzeit nicht abreisen konnte, der Entlohnung eines Lautenisten des Herzogs von Burgund, der offenbar noch im März 1476 am herzoglichen Hof weilte, bis hin zur Verwendung des wertvollen Perlenschatzes Herzog Ludwigs des Reichen von Bayern-Landshut für repräsentative Kleidungsstücke zur Hochzeit und danach… – Dies alles und viel mehr ist den noch erhaltenen herzoglichen Kammermeisterrechnungen zu entnehmen. Sie wurden bisher als originale Rechnungsquellen zur Landshuter Hochzeit nicht ausgewertet und bieten, wie der Quellentypus der Rechnungen und Rechnungsbücher schlechthin, für Forschungen zur Verwaltungs-, Wirtschafts- und Handelsgeschichte sowie für die Sozial- und Alltagsgeschichte einen hervorragenden Ansatz.
23. April 2024
Jahreshauptversammlung
Im Anschlussreferiert
Dr. Johanna Selch, München
Johann Martin von Wagner – Ein Kunstagent König Ludwigs I. von Bayern in Rom
Kunstagenten lassen sich an europäischen Höfen seit der Renaissance nachweisen. Dieser Vortrag legt den Schwerpunkt auf das Wirken Johann Martin von Wagners, den Kunstagenten König Ludwigs I. von Bayern. Er zeichnet nach, wie seine Tätigkeit in die Politik des kunstenthusiastischen Herrschers eingebettet war und wie sich seine Position im Laufe von fast fünfzig Jahren als Kunstagent entwickelte.
Dienstag, 24.01.2023
Dr. Isabella Denk
Landshut Hascherkeller – ein bemerkenswerter Fundort
Mit Unterbrechungen wird seit Jahrzehnten hier gegraben. Jüngste Ausgrabungen haben überraschende Funde zutage gebracht.
Dienstag, 14.02.2023
Dr. Mario Tamme
Hexenverfolgung in Landshut
Heute unvorstellbar, wie noch vor wenigen Jahrhunderten selbst mit teils jüngsten „Hexenkindern“ umgegangen wurde.
Dienstag, 21.03.2023, Frieshalle
Dr. Roman Deutinger
Tassilo III. als Stifter
Herzog Tassilo (748-788) hat zahlreiche Kirchen durch Stiftungen gefördert. Der Vortrag behandelt Fragen wie: wem, was und warum.
Dienstag, 25.04.2023
Generalversammlung, Neuwahlen &
Walter Huber
Spätmittelalterliche Frömmigkeit – Barocker Volksglaube – Aufklärerische Suppression
Die Geschichte der Wallfahrt zur Heiligen Corona in Koppenwall (Lk. Landshut).
21. April 2020
Gerhard Tausche (ausgefallen)
„Stadt befreit“ – Die Wittelsbacher als Städtegründer am Beispiel Landshuts
Im Jahr 2020 präsentiert das Haus der Bayerischen Geschichte die Landesausstellung im Wittelsbacher Schloss in Friedberg und im ehemaligen Feuerwehrhaus in Aichach unter dem Titel „Stadt befreit – Wittelsbacher Gründungsstädte“. Dies ist Anlass wieder auf den Anlass für die Gründung der Stadt Landshut durch die ersten Wittelsbacher einzugehen und die Entwicklung in den ersten Jahrzehnten in Hinblick auf die Städtegründungswelle des 13. Jh. zu beschreiben. Anhand des ersten Jahrhunderts der Stadt Landshut kann anschaulich die Politik der Wittelsbacher dargestellt und Parallelen zu anderen bayerischen Städten gezogen werden.
Mit eingeschlossen ist die weitere Entwicklung und die Bedeutung der Städte im Herzogtum Bayern.
24. März 2020
Isabella Denk (ausgefallen)
Landshut-Hascherkeller – ein bemerkenswerter Fundort
Das hallstattzeitliche Grabenwerk von Landshut-Hascherkeller ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert:
Es handelt sich um eine Siedlung, die aus insgesamt vier Grabenwerken bestand. Deren Bewohner machten sich sogar teilweise die Mühe, diese durch Doppelgräben zu schützen. Doch nicht nur während der Hallstattzeit (850 – 450. v. Chr.) wurde diese Lage als siedlungsgünstig erachtet. Bei Ausgrabungen in den Jahren 1978 bis 1981 wurden auch Spuren der frühen Bronzezeit, der Urnenfelderzeit sowie der Römischen Kaiserzeit nachgewiesen.
Ein anderer Aspekt, der diesen Fundort so spannend macht ist der forschungsgeschichtliche. Archäologische Wegbereitern unserer Region wie Rainer Christlein und Werner Hübner ist die Entdeckung der Fundstelle zu verdanken. Zudem wurden zwei in den 1970er Jahren neuartige Prospektionsmethoden zum Einsatz gebracht: Die Luftbildarchäologie sowie die geophysikalische Prospektion.
Vierzig Jahre später wurden im Herbst 2019 die Arbeiten auf dem Areal seitens der Stadtarchäologie Landshut wieder aufgenommen. Grund dafür ist der geplante Neubau einer Waldorfschule. Die Grabungsergebnisse sowie ein Rückblick auf die Untersuchungen der 1970er und 1980er Jahre werden in dem Vortrag vorgestellt.
11. Februar 2020
Dr. Melanie Burgemeister
Kleider – Kultur – Ordnung
Kleidung ist ein zentrales Mittel zur Selbstdarstellung. Aspekte wie Wohlstand, Gruppenzugehörigkeit oder auch modische Vorlieben lassen sich damit ausdrücken. Diese vielfältigen Möglichkeiten wurden im Spätmittelalter jedoch durch Kleiderordnungen begrenzt: Es sollte jedem nur der für seinen Stand angemessene Luxus gestattet werden. Durch die genaue Beschreibung des Erlaubten und Verbotenen wurden Wertvorstellungen fixiert, die heute ein Verständnis der Kleidungspraxis im Spätmittelalter ermöglichen. Dabei äußerte sich beispielsweise der Landshuter Herzog im Jahr 1470 zu den unterschiedlichen Arten von Seidenstoffen und Pelzen und der Frage, wer sie tragen durfte. Doch auch Aspekte wie die übermäßige Erotik in der Kleidung wurden von ihm behandelt. Die Kleiderordnungen sind damit ein spannendes Dokument zur Mode und dem Umgang mit Kleidung.
28. Januar 2020
Dr. Dominik Reither
Das Civilian Internment Camps No 6 in Moosburg
Im Zuge der Entnazifizierung internierten die amerikanischen Streitkräfte bei Kriegsende zahlreiche Funktionsträger des Dritten Reichs. Eines der größten Internierungslager der amerikanischen Besatzungszone, das Civilian Internment Camp No. 6, befand sich in Moosburg. Von Juni 1945 bis April 1948 waren hier zeitweise bis zu 10.000 Personen interniert.
Der Vortrag befasst sich mit dem Alltag im Lager, mit der Ernährung und Unterbringung der Internierten, deren Entnazifizierung und der Behandlung durch amerikanische und deutsche Dienststellen. Außerdem beschäftigt sich der Vortrag mit der Frage, welche Personen und Personengruppen in Moosburg interniert waren.
26. November 2019
Leider muss der Vortrag von Frau Dr. Marianne Gammel entfallen.
Es referiert stattdessen
Alexander Langkals, MA.
Das Kriegerdenkmal in der Landshuter Neustadt
(Dr. Marianne Gammel
Mair von Landshut
„Obwohl von Mair von Landshut (um 1450/60 – ca. 1504) eine Reihe von vor allem signierten Graphiken erhalten sind, ist er als Künstlerpersönlichkeit schwer fassbar. Herkunft und künstlerischer Werdegang lassen sich nur ansatzweise rekonstruieren. Die kunsthistorische Forschung hat sich deshalb nur wenig für ihn interessiert. Der Freisinger Fußwaschungsaltar, eine Memorialstiftung des Tristan von Nussberg, gibt einen geographischen Anhaltspunkt für Mairs Schaffen. Die Dissertation thematisiert erstmals das komplexe Gesamtprogramm des Altares in der Freisinger Domsakristei und seine inhaltliche und formale Konzeption. Das Retabel wird als ein innovatives und theologisch aufgeladenes Konzept diskutiert. Die ausgeklügelte Phantasie legt die Annahme ganz spezieller Wünsche vonseiten des Stifters nahe.“)
22. Oktober 2019
Monsignore Johann Schober
Ortsnamen aus der Stadt Landshut und dem Umkreis –
ihre früheste Erwähnung und Deutung
Für die Erforschung der Siedlungsgeschichte leistet die Ortsnamenforschung neben der Archäologie, der Geschichtswissenschaft, der Siedlungsgeographie einen wichtigen Beitrag. Das durch Jahrhunderte in zahlreichen Urkunden tradierte Namengut bringt Licht in vergangene Zeiten.
Orte wie Altdorf, Ergolding und Pfettrach werden schon im 8. Jahrhundert erwähnt. Der Ortsname Eugenbach enthält in seinem Bestimmungswort den römischen Personennamen Jubo in seiner bairisch-althochdeutschen Form Jupo. Bei Gundihausen stand eine Frau – Cundwiha – als Namengeberin am Anfang. Bei den urkundlichen Ersterwähnungen ist zu beachten, dass diese nur in Ausnahmefällen mit dem Gründungsdatum der Orte gleichzusetzen sind.
2018/2019
Die Vorträge finden jeweils um 19.30 Uhr in der Volkshochschule, Ländgasse 41, statt.
Bitte beachten Sie die Informationstafel im Eingangsbereich.
30. April 2019
Dr. Ludwig Hoegner, München
Dr. Wilhelm Hoegner
„Wie wird ein „Sozi“ Ministerpräsident in Bayern und warum liest sich die Bayerische Verfassung wie ein SPD-Grundsatzprogramm?“ Diese und weitere Fragen beantwortet Ludwig Hoegner, Urenkel des Bayerischen Ministerpräsidenten und Vaters der Bayerischen Verfassung, Dr. Wilhelm Hoegner.
Die Textpassagen umfassen Wilhelm Hoegners Jugendzeit als Arbeiterkind im königlichen Seminar in Burghausen, seinen Widerstand gegen den Nationalsozialismus und die Zeit des Wideraufbaus des demokratischen Bayern.
Ludwig Hoegner gibt dabei keinen einfachen historischen Rückblick auf das Leben seines Urgroßvaters, sondern kommentiert die einzelnen Texte aus heutiger Sicht.
26. März 2019
Gudrun Malcher, Regensburg
Die Oxen-Connection
Der Vortrag „Die Oxen-Connection“ lädt zu einer Zeitreise in die Jahre 1300 bis 1850 ein und stellt einen bisher unbekannten Wirtschaftszweig in Regensburg und Niederbayern vor: Die Hintergründe des internationalen Ochsenhandels von Ungarn, Polen, Österreich durch Baiern. Wildwest in Baiern! Im Vordergrund steht die brillante Logistik der äußerst schwierigen Fleischversorgung Bayerns durch Viehbarone, Metzger, Adlige, Pfarrer und Hirten, die Akteure dieses sehr riskanten, aber auch äußerst lukrativen Geschäfts. Über ein weitverzweigtes Handelsnetz wurden bis zu 200.000 große, wilde Steppenochsen jährlich von mutigen Männern in den Westen getrieben, um dort den Fleisch- und Materialhunger der Bürger zu stillen. Lebensmittel- und Gastgewerbe, auch viele Handwerke, das Militär und der Bergbau profitierten enorm.
Schriftliche Quellen, wie z. B. Urkunden und Prozessakten, Dokumente der Metzgerzunft, das Geschäftsbuch der Runtinger und Zollregister liefern wertvolle Fakten, ergänzt durch Ergebnisse archäologischer Ausgrabungen, der Altstraßenforschung, aus Flurnamen, der Kunstgeschichte und der Volkskunde.
Die Schreibweise mit „x“ für die Oxen verweist auf alte süddeutsche Quellen.
26. Februar 2019
Gerhard Schneider, Mainkofen
„Euthanasie“ und Zwangssterilisation in der Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen
In vielen Heil- und Pflegeanstalten in Deutschland wurden zwischen 1933 und 1945 Kinder, Jugendliche und Erwachsene Opfer nationalsozialistischer Verbrechen. Auch in Niederbayern starben zahlreiche Menschen infolge von Hunger und gezielter Tötung. Gerhard Schneider, dem Krankenhausdirektor des Bezirksklinikums Mainkofen, gebührt das Verdienst, tausende Akten von betroffenen Patienten vor dem Schreddern gerettet zu haben. Dadurch konnte die Geschichte des Klinikums Mainkofen während der NS-Zeit erforscht und aufgearbeitet werden. Über Jahrzehnte hinweg rekonstruierte Gerhard Schneider die Namen aller bekannten Opfer und die furchtbaren Geschehnisse. Infolge dessen eröffnete der Bezirk Niederbayern am 28. Oktober 2014 zur Erinnerung und Mahnung eine Gedenkstätte in Mainkofen.
22. Januar 2019
Gerald Huber, München
Corradinos kurzes Leben
Vor 750 Jahren starb Konradin, der letzte Staufer
Der Königssohn Konrad, von den Italienern verkleinert Corradino, danach Konradin genannt, kam am 25. März 1252 auf Burg Wolfstein bei Landshut als Sohn des Stauferkönigs Konrad IV. und der Wittelsbacherin Elisabeth und als Enkel des berühmten Stauferkaisers Friedrich II. zur Welt. Konradins Vater starb früh in Italien. Der Sohn wuchs unter der Vormundschaft seiner beiden bayerischen Herzogsonkel auf. Seine Kindheit war geprägt von Versuchen, die alte Macht für das Haus Hohenstaufen zurückzugewinnen. Dabei wollten viele von dem Knaben profitieren.
Konradin reiste im Tross des oberbayerischen Herzogs Ludwig II. in ganz Süddeutschland umher. Es gelang tatsächlich, die Rechtsansprüche des Knaben auf das Herzogtum Schwaben und die Krone Siziliens offiziell aufrechtzuerhalten. Als Konradin mit Vollendung seines 15. Lebensjahrs offiziell volljährig wurde, zog er schließlich nach Italien, um sein Erbe zurückzugewinnen. Nach anfänglichem Triumphzug bis nach Rom verlor er die Entscheidungsschlacht gegen Karl von Anjou, der vom Papst als sizilischer König eingesetzt worden war. Auf der Flucht wurde der Knabe gefangengenommen und am 29. Oktober 1268 in Neapel enthauptet. Die bayerischen Herzöge, Hauptfinanzgeber für den Italienzug, wurden nun Konradins Haupterben. An sie fiel die alten staufischen Besitzungen am Lechrain, in Ostschwaben und der Oberpfalz. Das Staufererbe markierte einen enormen Land- und Machtzuwachs für die Wittelsbacher.
Doch damit ist die Geschichte nicht zu Ende. Konradins Zeit, das Interregnum, ist einer der bedeutendsten Dreh- und Angelpunkte des europäischen Mittelalters. Die Idee vom mittelalterlichen Universalreich war endgültig zu Ende. Stattdessen begann die Herausbildung europäischer Nationen sowie der Aufstieg der Städte und bürgerliches Selbstbewusstseins. Konradins blutiges Schicksal bildete den Ursprung einer über Jahrhunderte konstruierten Erbfeindschaft zwischen Deutschen und Franzosen, die bis ins 20. Jahrhundert gewirkt hat.
5. November 2018
im Rahmen der Landshuter Literaturtage 2018
Prof. Dr. Rainer Liedke, Regensburg
Von der Vielfalt zur Einheit? Grundzüge der historischen Entwicklung Europas seit dem 18. Jahrhundert
Die Frage nach Europa beinhaltet auch die Frage nach der historischen Herkunft dessen, was wir als Europa betrachten. Was hat den Kontinent geprägt, so wie wir ihn heute sehen und verstehen? Hat es jenes Selbstverständnis immer schon gegeben, jenseits lokaler oder nationaler Selbstdefinition auch Europäer zu sein? Oder ist dieses Europabewusstsein deutlich jüngeren Datums? Prof. Dr. Rainer Liedtke wird in seinem Vortrag diesen Fragen nachgehen. Für ihn setzt die Beantwortung mit dem Prozess der Industrialisierung ein, der im 18. Jahrhundert begann und Europa deutlich unterschiedlich prägte. Verschiedene Fortschrittsgeschwindigkeiten hatten beispielsweise bedeutsame Migrationsströme und unterschiedliche Bildungsstandards zur Folge. Die sich im 19. Jahrhundert noch einmal völlig neu organisierenden Nationalstaaten entwickelten zunächst ein kontinentweites Mit dann ein schreckliches kriegerisches Gegeneinander, dessen friedenserhaltende Folge die heutige Europäische Union ist.
23. Oktober 2018
Dr. Dominik Reither, Moosburg
Stalag VII A (Moosburg) – ein deutsches Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs
Auf dem Gebiet von Moosburger a. d. Isar (Landkreis Freising) befand sich während des Zweiten Weltkriegs eines des größten Kriegsgefangenenlager des Deutschen Reiches, Stalag VII A (Mannschaftsstammlager im Wehrkreis VII, Nr. A).
Errichtet ab dem 22.09.1939 nahm das Lager am 19.10.1939 die ersten Kriegsgefangenen auf. Im Hauptlager in Moosburg selbst und in zahlreichen angeschlossenen Außenlagern in ganz Südbayern waren zu Kriegsbeginn rund 10.000, gegen Kriegsende über 100.000 Gefangene untergebracht. Die meisten leisteten in Landwirtschaft und Industrie Zwangsarbeit. Für die viele in Gefangenschaft geratenen Soldaten war das Hauptlager in Moosburg daher nur Durchgangsstation. Hier wurden sie registriert, medizinisch behandelt und dann auf Arbeitskommandos verteilt. Am 29.04.1945 befreiten amerikanische Truppen das Lager.
Im Bereich von Stalag VII A starben etwa 1000 Gefangene – weit überwiegend sowjetische Soldaten, die vielfach bereits völlig entkräftet im Lager ankamen.
Gerade was die sowjetischen Kriegsgefangenen anbelangt, weist Stalag VII A Besonderheiten auf. Die Lagerleitung und vorgesetzte Offiziere versuchten im Herbst/Winter 1941/42, die gezielte Tötung sowjetischer Gefangener durch Gestapo und SS zu verhindern – ein reichsweit einzigartiger Vorgang. Außerdem wurde im Bereich des Stalag VII A die B.S.W. (Brüderliche Vereinigung der Kriegsgefangenen) gegründet, die größte und bedeutendste Untergrundorganisation sowjetischer Gefangener im Reichsgebiet.
Der Vortrag stellt die Geschichte von Stalag VII A und die verschiedenen Aspekte des Lebens im Lager dar. Er wird sich dabei auch mit den Besonderheiten des Lagers beschäftigen und versuchen, diese in die Entwicklung des deutschen Kriegsgefangenenwesens des Zweiten Weltkriegs einzuordnen.
Bitte beachten Sie:
Vor dem Vortrag findet um 19 Uhr die Generalversammlung des
Historischen Vereins für Niederbayern statt.
Tagesordnung:
- Geschäftsbericht des 1. Vorsitzenden
- Bericht der Schatzmeisterin
- Entlastung der Vorstandschaft
- Neuwahlen
- Ausblick
- Anregungen und Wünsche
Anträge sind bitte bis zum 16. April 2019 in der Geschäftsstelle
oder beim 1. Vorsitzenden abzugeben.
Veranstaltungen 2017/2018
Die Vorträge finden jeweils um 19.30 Uhr in der Volkshochschule, Ländgasse 41, statt.
Bitte beachten Sie die Informationstafel im Eingangsbereich.
17. Oktober 2017
Gerhard Tausche, Landshut
Die III. Niederbayerische Industrie- und Gewerbeausstellung 1903 in Landshut
Im Jahr 1903 fand in Landshut die III. Niederbayerische Industrie- und Gewerbeausstellung statt. Oft wird diese als Vorläufer der heutigen Niederbayern-Schau bezeichnet oder sie wird in Zusammenhang mit der Entstehung der Landshuter Hochzeit erwähnt.
Kaum bekannt ist, welche Bedeutung diese Form der Ausstellung für die Bayerische Wirtschaftsgeschichte im 19. und Anfang des 20. Jh. gehabt hat. Ebenso wenig ist man sich ihrer Dimension bewusst. Der Vortrag soll zum einen das Ausstellungsgelände und die bis heute vorhandenen „Reste“ zeigen und zum anderen einen Blick auf die Förderung von Industrie und Gewerbe durch das Königreich Bayern lenken.
28. November 2017
Prof. Dr. Peter Fleischmann, Nürnberg
Hitler in Landsberg am Lech 1923/24 in Schutz-, Untersuchungs- und Festungshaft und die Besucher aus Niederbayern
Die originalen Unterlagen über Hitlers Haft in Landsberg am Lech galten jahrzehntelang als verschollen, bis sie vor wenigen Jahren plötzlich wieder auftauchten.
Nach seinem missglückten Putsch war Hitler am 11. November 1923 verhaftet worden und wartete im Gefängnis zu Landsberg auf seinen Prozess, bei dem er in München zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt wurde. Dank des Wohlwollens der bayerischen Regierung rechnete Hitler fest damit, schon nach einem halben Jahr wieder auf Bewährung entlassen zu werden. In den ersten Monaten setzte ein regelrechter Strom von insgesamt 330 Besuchern ein, darunter Prominente wie Amann, Esser, Ludendorff, Rosenberg, Röhm, Streicher, Straßer, Helene Bechstein, Elsa Bruckmann oder Angela Raubal. Auf Anordnung Hitlers hat dieser unverhältnismäßig hohe Zulauf im Juni 1924 nachgelassen, denn er beschäftigte sich mit der Niederschrift des ersten Teils von „Mein Kampf“.
Der Referent geht auf die besonderen Haftbedingungen Hitlers und seiner Genossen in Landsberg am Lech ein; er kann erstmals nachweisen, welche körperliche Missbildung Anlass für viele Legenden gegeben hat, was es mit der Bestellung eines repräsentativen Wagens der Marke Benz auf sich hatte und warum Hitler erst am 20. Dezember 1924 freigekommen ist.
Prof. Dr. Peter Fleischmann, Leiter des Staatsarchivs Nürnberg (bis 2012 Leiter des Staatsarchivs München), außerplanmäßiger Professor für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg.
23. Januar 2018
Bernhard Häck, Landshut
Unbekannte mittelalterliche und neuzeitliche Bergbauspuren
im Siedlungskontext Niederbayerns
Seit 2009 gibt es beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege das Sachgebiet für Hohlraumerforschung und Hohlraumerfassung. Dabei geht es um die Dokumentation aller unterirdischen Hohlräume wie Keller, Bergwerksanlagen, Stollen, Höhlen, Brunnen, Schratzellöcher etc. und deren Denkmalbewertung. Wegen der Tagbruchgefahr derartiger Hohlräume wird auch der Schadensbilanzierung bzw. den Georisiken ein hoher Stellenwert bei der Bewertung beigemessen.
Bisher sind etwa 10 000 Schächte des neolithischen Hornsteinbergwerks in Abensberg-Arnhofen im Landkreis Kelheim bekannt geworden. Nur ein geringer Teil der bis zu 8 Meter tiefen Schächte konnte bisher archäologisch untersucht werden. Doch wie sieht es mit anderen Regionen Niederbayerns aus? Gibt es hier und da historischen Bergbau und wenn ja: Wie ist dieser in Kontext zu setzen mit der Regionalgeschichte?
In den letzten Jahren konnten zahlreiche unterschiedliche Hohlräume auch in Niederbayern näher untersucht werden, was dazu führte, dass mitunter die Geschichte einer Stadt und/oder einer Region einer Überarbeitung bedurfte. An ausgesuchten Beispielen Niederbayerns werden die Ergebnisse vorgestellt. So konnte eine bisher unbekannte Stollen- und Kelleranlage in Vilshofen als erstes Kellermuseum Ostbayerns der Öffentlichkeit übergeben werden. Und die Stollen- und Kelleranlage unter dem Bogenberg bei Straubing stärkt den Verdacht auf eine bisher nur vermutete Burganlage. Die zahlreichen Höhlen im Bereich des Klösterls im Donautal nutzten die Klosterbrüder nicht nur als Unterkunft oder Begräbnisstätte, sondern auch, um dem profanen Leben zu frönen.
27. Februar 2018
Daniel Studener, Landshut
Die Geschichte des Flugplatzes Ergolding
Ab Mitte der 30er-Jahre existierte in Ergolding ein Flugplatz der deutschen Luftwaffe. Als Nebenplatz der Fliegerhorste Pilsen, Neubiberg und Straubing diente er hauptsächlich zur Ausbildung von militärischen Piloten. Ab Dezember 1944 wurde Ergolding vermehrt Ziel alliierter Tieffliegerangriffe. Nach Kriegsende wickelten die Amerikaner über den Flugplatz die Rückführung tausender Kriegsgefangener aus dem Stalag Moosburg in die Heimat ab. Danach endete der Flugbetrieb. Der Flugplatz wurde aufgelassen und die Flächen wieder den früheren Grundstückseigentümern zurückgegeben.
Der Vortrag behandelt die Entwicklung des militärischen Flugplatzes. Es wird umfangreiches Bildmaterial und unveröffentlichtes Filmmaterial gezeigt.
20. März 2018
Max Tewes, Landshut
Umsturz in der Provinz. Revolution und Nachkriegskrise
am Beispiel Landshuts
Vier Jahre Krieg hatten die monarchische Ordnung ausgehöhlt. Ohne Widerstand wurde Bayern in der Nacht zum 8. November 1918 Republik. Doch der Friedensschluss ließ auf sich warten, die Revolution radikalisierte sich. Mit der Bamberger Verfassung und dem Ende der Räterepublik kam es zu einer ersten politischen Stabilisierung. Die vom Krieg zerrüttete Wirtschaft dagegen blieb in der Krise, und mit Hitler betrat in München ein neuer Akteur die politische Bühne. Auf gesamtstaatlicher Ebene sind diese Ereignisse gut erforscht, doch wie erlebten die Landshuter diese Krisenjahre? Was bedeutete die Revolution für Landshut? Der Vortrag nimmt diese lokale Ebene in den Blick und untersucht am Landshuter Beispiel Umbrüche und Kontinuitäten rund um das Revolutionsjahr 1918.
17. April 2018
Dr. Roman Deutinger, Erding
Die Lex Baioariorum – das Recht der Bayern. Anspruch und Wirklichkeit
Die Lex Baioariorum aus dem frühen Mittelalter ist die erste und für Jahrhunderte einzige umfassende Aufzeichnung des bayerischen Rechts. Indem sie Bußen für alle möglichen Vergehen und Verfahrensweisen zur Beilegung der verschiedensten Streitigkeiten festlegt, beschreibt sie die damalige Gesellschaft vom König bis zum Sklaven und bildet somit eine herausragende Quelle für die Erforschung der frühen bayerischen Geschichte. Unklar sind allerdings nach wie vor Zeit und Umstände ihrer Entstehung, das Verhältnis von Norm und Realität sowie die Frage, ob und inwieweit diese Rechtsaufzeichnung in der Gerichtspraxis überhaupt eine Rolle spielte.
Unsere Vorträge finden um 19:30 Uhr in der Volkshochschule Landshut, Ländgasse 43, statt
25. Oktober 2016
Dr. Stefan Trinkl, München
Die altbayerischen Dorfpfarrer zwischen 1800 und 1850
in der Region um Landshut
Der Dorfpfarrer war im 19. Jahrhundert, neben seiner Tätigkeit als Seelsorger, vor allem Ökonom. Daher rührt heute noch die Bezeichnung Pfarrhof, da zur Versorgung der Ortsgeistlichen häufig an das Pfarrhaus noch eine eigene Landwirtschaft angeschlossen war. Jedoch gingen die Aufgabenbereiche der Seelsorger auf dem Land noch viel weiter, Sie waren Schriftsteller, Lehrer, Journalisten oder Erfinder. Manche von ihnen taten sich sogar als Hellseher hervor. Der folgende Vortrag soll eben diese verschiedenen Typen des Dorfpfarrers in der Umgebung um Landshut für den Zeitraum von 1800 bis 1850 in den Mittelpunkt stellen.
Vor dem Vortrag findet die Wahl des Schatzmeisters statt.
22. November 2016
Dr. Mario Tamme
Verbrechen – Historische Kriminalfälle aus Landshut und Umgebung
Verbrechen gehören zu den ungewöhnlichen Ereignissen im Leben einer Stadt. Im Laufe der Jahrhunderte geschahen immer wieder schreckliche Straftaten, doch viele davon sind in Vergessenheit geraten.
Im Vortrag werden Kriminalfälle vom Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert aus Landshut und Umgebung vorgestellt.
Ferner wird auf das mittelalterliche Strafrecht eingegangen.
Dieser Vortrag findet im Rahmen der
18. Landshuter Literaturtage 2016
(5. November bis 4. Dezember 2016) statt
24. Januar 2017
Dr. Thomas Paringer, Landshut
Zwischen Staatsreform, Königtum und Revolution:
Bayerns Verfassungsleben im langen 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert verändert sich Bayern grundlegend: Aus dem Kurfürstentum wird ein Königreich, aus dem territorial zersplitterten Gebiet entsteht ein geschlossener Mittelstaat. Die modernstaatlichen Reformen unter der Führung des Ministers Montgelas weisen den Weg in eine neue Zeit, während die bayerischen Könige – ihren sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten gemäß – ihre öffentliche Rolle jeweils völlig anders ausleben. Gleichzeitig wandelt sich das Verständnis vom Staatswesen: Aus Untertanen werden Bürger mit Rechten und Pflichten, die mit revolutionären Forderungen die beharrenden Kräfte in der Staatsverwaltung herausfordern.
Dies alles betrachtet der Vortrag vor der Folie der Verfassungen des 19. Jahrhunderts, die den rechtlichen und institutionellen Rahmen des bayerischen Staatslebens bilden, und stellt die Frage der Wirksamkeit und der Grenzen dieser Staatsgrundgesetze, auf deren Grundlage sich die Lebenswirklichkeit des Königreiches Bayern abspielte.
21. Februar 2017
Daniel Studener, Landshut
Forschung zum Kriegsende in Landshut im National Archive in Washington
Im National Archive lagern unzählige Akte unter anderem zum Zweiten Weltkrieg. Eine große Zahl davon hat Bezug zu den Ereignissen in der Stadt und Region Landshut. Bei zwei Forschungsbesuchen in den letzten Jahren wurde in diesem Bestand recherchiert, geforscht und dokumentiert.
Der Vortrag stellt das National Archive als Behörde vor und beleuchtet anhand ausgewählter Beispiele, welch umfangreiches Material zur Erforschung der Zeit des Zweiten Weltkriegs für Landshut sich in diesem Archiv befindet.
28. März 2017
Dr. Michael Stephan, München
„Der Staatshämorrhoidarius“ von Franz Graf von Pocci
Mit seiner satirischen Karikatur des „Staatshämorrhoidarius“ hat Franz von Pocci dem bayerischen Beamten ein bleibendes Denkmal errichtet. In den Münchner „Fliegenden Blättern“ erschien die Bildergeschichte von 1845 bis 1863 in 26 losen Fortsetzungen. Bereits 1857 legte der Verlag Braun & Schneider eine Buchausgabe vor.
Dr. Michael Stephan, Leiter des Stadtarchivs München, hat 2007 eine kommentierte Edition der Buchausgabe und aller weiteren Folgen aus den „Fliegenden Blättern“ vorgelegt. In seinem Vortrag schildert er die Entstehung, die zeittypischen Hintergründe und die Wirkungsgeschichte des „Staatshämorrhoidarius“.
25. April 2017
Prof. Dr. Klaus Wolf, Augsburg
Der Bayerische Hiasl in der Literatur
Der bayerische Hiasl ist eine jener berühmt-berüchtigten Wilderer-Gestalten, von denen es in Bayern einst so viele gab. Man hat ihn auch den Robin Hood von Kissing (bei Augsburg) genannt, weil er die Obrigkeit ärgerte und die Bauern mit Wild versorgte. Der Vortrag zeigt anhand der ältesten Quellen die Lebensumstände dieses Wilderers am Vorabend der Französischen Revolution. Darüber hinaus geht es um die Entwicklung des Brentan-Hiasl zu einer literarischen Gestalt, ja einem mitteleuropäischen Mythos und Medienereignis.
Vor dem Vortrag findet um 19 Uhr die Generalversammlung des Historischen Vereins für Niederbayern statt.
Tagesordnung:
Geschäftsbericht des 1. Vorsitzenden
Bericht des Schatzmeisters
Entlastung der Vorstandschaft
Ausblick
Anregungen und Wünsche
Anträge sind bitte bis zum 7. April 2017 in der Geschäftsstelle
oder beim 1. Vorsitzenden abzugeben.
3. November 2015
Max Tewes, Landshut
Zwischen Geschmacksbildung und ästhetischer Normierung:
Der Baukunstausschuss König Ludwigs I.
„Um die Grundsätze eines reinen und guten Geschmackes in der Baukunst in Unserem Reiche immer mehr zu verbreiten“ gründete König Ludwig I. 1829 den sogenannten Baukunstausschuss. Alle Pläne zu öffentlichen Bauten, sowohl des Staates wie der Kommunen und Stiftungen, waren ihm zur ästhetischen Prüfung vorzulegen. Die Abdankung Ludwigs I. 1848 bedeutete eine wichtige Zäsur, nachdem der Ausschuss bereits 1843 seine Zuständigkeit für Eisenbahn-Hochbauten verloren hatte. Künftig beschränkte sich die Prüfung auf größere Projekte ab einem Wert von 20.000 Gulden sowie Gebäude der ‚Kirchen- und Monumentalarchitektur‘. 1872 wurde der bisherige Baukunstausschuss aufgelöst und die Planprüfung in ästhetischer Beziehung einer Kommission bei der Obersten Baubehörde übertragen. Diese sah sich in der Tradition des bisherigen Baukunstausschusses und übernahm mit den Aufgaben auch bald dessen Namen. Der Vortrag verfolgt die Entwicklung dieser Institution und präsentiert Beispiele aus ihrer umfangreichen Tätigkeit.
24. November 2015
Moritz Fischer, Landshut
Die nationalsozialistischen Patientenmorde im Raum Landshut
Lange Zeit fand in Landshut das Thema der nationalsozialistischen „Euthanasie“ kaum Beachtung. Die Opfer der Patientenmorde im Dritten Reich kann man daher auch in dieser Stadt als „vergessene Opfer “ bezeichnen – und das obwohl die ersten Forschungsergebnisse zeigen, dass diese Opfergruppe die mit Abstand größte war. Mindestens 59 Menschen aus Stadt- und Landkreis Landshut wurden nach bisherigem Forschungsstand durch die Nationalsozialisten ermordet.
Dieser Vortrag soll die Hintergründe beleuchten, die zur „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ führten und bereits mit dem Aufkommen der Eugenik im 19. Jahrhundert beginnen.
Ein kurzer Abschnitt wird dem Erbgesundheitsgericht Landshut gewidmet, von dem aus zwischen 1934 und 1944 insgesamt 441 Beschlüsse zur Zwangssterilisation ergingen.
Hauptaspekt des Vortrags werden die Opfer der „Euthanasie“ zwischen 1939 und 1944 sein. Dabei werden die ersten Ergebnisse der Forschung zu diesem Komplex vorgestellt, der Ablauf der Tötungsaktionen beleuchtet sowie einzelne Lebensgeschichten herausgegriffen.
26. Januar 2016
Prof. Heinz J. Armbrust, Ergolding
Thomas Manns Freundschaften mit Frauen
Die Kenntnis von Thomas Manns Homophilie hat den Blick teilweise dafür verstellt, dass er nicht unempfänglich für Wirkungen vom Weiblichen war, wenn auch nur in gezählten Fällen, wie er es einmal in seinem Tagebuch formuliert hat. Neben diesen geschlechtsspezifisch motivierten Beziehungen, die – mit Ausnahme der zur Ehefrau – nur vorübergehend bestanden, gab es Freundschaften mit Verehrerinnen, die, mitunter trotz dramatischer Störungen, ein Leben lang aufrechterhalten wurden. Durch die Korrespondenz mit ihnen und die Tagebucheintragungen über sie erhalten wir neben Aufschlüssen über den Schriftsteller auch Erkenntnisse über den Menschen Thomas Mann, die wir aus den Zeugnissen im Zusammenhang mit seinen männlichen Freunden nicht kennen. Einige dieser Frauen sind die bislang nicht entdeckten Vorbilder für Romanfiguren im ZAUBERBERG, in LOTTE IN WEIMAR und in DOKTOR FAUSTUS.
Der Vortrag gibt darüber einen Überblick und widmet sich zwei Freundschaftsbeziehungen im Besonderen.
23. Februar 2016
Dr. Richard Hölzl, Göttingen
Über Wunder. Der Jesuit Franz de Paula Schrank (1747–1835)
als Grenzgänger zwischen Naturwissenschaft und Religion
Franz de Paula Schrank hatte seine Karriere als Theologe und Lehrer gerade begonnen. Da warf das Verbot des Jesuiten-Ordens durch den Papst 1774 seine Pläne über den Haufen. Schnell noch zum Priester geweiht, kehrte er in sein Elternhaus nach Passau zurück. Von dort aus erfand er sich neu: als Naturwissenschaftler.
Er hatte Erfolg, wurde Professor in Amberg und Burghausen. Bald erhielt er den ersten Lehrstuhl für Naturgeschichte an der Universität Ingolstadt/Landshut. In Landshut gestaltete er zum Beispiel den Hofgarten zum botanischen Lehrgarten um. Mit 62 Jahren wurde er 1809 Gründungsdirektor des Botanischen Gartens in München. Schrank gilt als einer der wichtigen Gelehrten der bayerischen Aufklärung und als einer der ersten modernen Botaniker des Landes. Seine lebenslange Arbeit als Theologe wurde von Historikern nicht beachtet – ein Versäumnis, denn die Religion war für Schrank der Kern von Naturwissenschaft.
Richard Hölzl geht der Frage nach wie sich der Ex-Jesuit Schrank als aufgeklärter Naturforscher in Stellung brachte und zugleich Wissenschaft als Gottesdienst begriff. Schranks Biografie steht für ein neues Bild der Aufklärung, das weniger den scharfen Bruch mit der vormodernen Welt, sondern die Begegnungen, Übergänge und Gemeinsamkeiten herausstellt.
Dieser Vortrag findet in Kooperation mit dem
Landshuter Freundeskreis der Münchner Universitätsgesellschaft statt.
15. März 2016
Heinrich Egner, Landshut
Die NSDAP-Kreisleiter der Parteikreise Landshut und Vilsbiburg
Die organisatorische Gliederung der NSDAP hatte vor 1933 außerhalb der Mitgliedschaft für die Bevölkerung weder Interesse noch Bedeutung. Das änderte sich rasch, als bald nach Hitlers Machtantritt bis auf die NSDAP die politischen Parteien nach und nach verschwanden und die NSDAP eine zentrale Stelle im Machtgefüge des „Dritten Reichs“ einnahm. Als erst spät in die Parteihierarchie eingefügtes Bindeglied zwischen Gauleiter und Ortsgruppenleiter gewann der Kreisleiter als „Hoheitsträger der Partei“ und „Territorialstatthalter Hitlers“ auf der mittleren Führungsebene in den Bezirksämtern und Landkreisen dennoch zunehmend an Gewicht und Einfluss, insbesondere nach Kriegsbeginn.
Es ist deshalb erstaunlich, dass nunmehr siebzig Jahre nach dem Zusammenbruch des NS-Staats noch kein Überblick über die Leiter der meist zusammengefassten NSDAP-Kreise Landshut und Vilsbiburg und deren Stellvertreter vorliegt. Der Verfasser hat zwar bereits über den ersten Kreisleiter, Paul Goebel, und dessen Ausbootung 1936 sowie über das Verhalten des Kreisleiters mit der längsten Dienstzeit, Hans Dotzler, seit dem Kriegsende Zeitungsartikel vorgelegt, aber die Darstellung der ganzen Reihe der Kreisleiter von Landshut-Vilsbiburg und deren Ersatzmänner steht noch aus.
12. April 2016
Dr. Karl Gattinger, München
Der Landesherr als Bierbrauer.
Die Bedeutung der Wittelsbacher für die Entwicklung
des Brauwesens in Bayern
Bier in Bayern ist eine Erfolgsgeschichte. Den vielleicht größten Anteil daran hatten die bayerischen Herzöge und Kurfürsten, von denen – über Jahrhunderte hinweg – die entscheidenden Impulse für den im 16. Jahrhundert einsetzenden Aufstieg des bayerischen Brauwesens vom regionalen Braugewerbe zur Brauindustrie von Weltgeltung ausgingen. Neben den landesherrlichen Verordnungen wie das berühmte Reinheitsgebot von 1516, die endlich eine zuverlässig konstante Qualität des Biers garantierten, war es vor allem das von dem Wittelsbacher Maximilian I. 1602 begründete kurfürstliche Weißbierbrauwesen, das den Wandel Bayerns vom Wein- zum Bierland verursachte – ein Wandel, der bis heute durch eindrucksvolle, über das ganze Land verteilte Baudenkmäler anschaulich dokumentiert wird.
Bitte beachten Sie:
Vor dem Vortrag findet um 19 Uhr die Generalversammlung des
Historischen Vereins für Niederbayern statt.
Tagesordnung:
Geschäftsbericht des 1. Vorsitzenden
Bericht des Schatzmeisters
Entlastung der Vorstandschaft
Neuwahl der Vorstandschaft
Ausblick, Wünsche, Anregungen
Anträge sind bitte bis zum 29. März 2016 in der Geschäftsstelle
oder beim 1. Vorsitzenden abzugeben.
Unsere Vorträge finden um 19:30 Uhr in der Volkshochschule Landshut, Obere Länd 41, statt.
Nichtmitglieder sind herzlich willkommen.
Wir müssen den Vortrag von Dr. Beck um eine Woche verschieben.
Er findet nun am Dienstag, 5. Mai 2015, um 19.30 Uhr statt.
Vielen Dank für Ihr Verständnis
28. April 2015
Dr. Robert Beck, Tours
Die Tagebücher von Franz Caspar Krieger
Quelle eines Landshuter Lebens und einer städtischen Gesellschaft
im 19. Jahrhundert
Die täglichen Einträge, die der Bortenmachermeister F.C. Krieger zwischen Juni 1821 und Februar 1872 in seinen Tagebüchern der Nachwelt hinterlassen hat, ermöglichen es zunächst, Aspekte der Lebenswelt dieses Landshuter Bürgers zu rekonstruieren, von seiner Gedanken- und Gefühlswelt ausgehend über seine familiären Beziehungen und Arbeit bis zu seinen Vereins- und Freizeitaktivitäten. Anhand der Beschreibungen von F.C. Krieger wird auch eine ganze Stadtlandschaft, die sich in den Jahren vor 1870 nur wenig ändert, sichtbar gemacht, wie auch das Leben einer städtischen Gesellschaft in der Sattelzeit zwischen vor der Reichsgründung.
In diesem Vortrag sollen diese beiden von den Tagebüchern angebotenen Aspekte behandelt werden.
Vor dem Vortrag findet die Jahreshauptversammlung des Historischen Vereins für Niederbayern statt.
Tagesordnung:
Geschäftsbericht des 1. Vorsitzenden
Bericht des Schatzmeisters
Entlastung der Vorstandschaft
Ausblick, Wünsche, Anregungen
Anträge sind bitte bis zum 14. April 2015 in der Geschäftsstelle oder beim
1. Vorsitzenden abzugeben.
17. März 2015
Dr. Johannes Sander, Würzburg
Zwischen Beharrung und Anpassung:
Die Kirchenbaukunst des frühen 19. Jahrhunderts in Niederbayern
Die Zeit um 1800 war in der europäischen Geschichte eine Epoche großer geistesgeschichtlicher und politischer Umbrüche. Dies schlug sich auch in einem Wandel der künstlerischen Ausdrucksformen nieder. Insbesondere die Sakralarchitektur war im Zeitalter von Spätaufklärung, Säkularisation und Restauration großen Veränderungen unterworfen. Der Kirchenbau in Niederbayern belegt exemplarisch diese architekturkünstlerische Umbruchzeit und spiegelt damit die bewegte und wechselvolle Geschichte Bayerns in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wider.
Ein starkes Beharren an den althergebrachten Formen barocker Sakralarchitektur auch lange nach 1800 auf der einen Seite, auf der anderen Seite eine zunehmende Anpassung an die baukünstlerischen Standards, wie sie hauptsächlich andernorts festgelegt wurden – das sind ungefähr die Pole, zwischen denen sich die Sakralarchitektur in Niederbayern in jener Zeit bewegte.
Diese Entwicklung vorzustellen und Einblicke in die Hintergründe dieses Geschehens zu geben, ist Anliegen des Vortrages.
24. Februar 2015
Dr. Tobias Appl, Regensburg
Der Ausbau der bayerischen Hauptstädte zu geistlichen Zentren unter Herzog Wilhelm V. unter besonderer Berücksichtigung der Stadt Landshut“
Der bayerische Herzog Wilhelm V. (1548-1626), der den Beinamen „der Fromme“ trägt, wird in der historischen Erinnerung zumeist mit dem Kölner Krieg, also der Sicherung und Durchsetzung des Katholizismus im Kurfürstentum Köln und damit im gesamten Nordwesten des Reiches, in Verbindung gebracht. Daneben hat er sich auch als Erbauer der Münchener Jesuitenkirche St. Michael und Begründer des Hofbräuhauses im kollektiven Gedächtnis festgesetzt. Zumeist aber steht er im Schatten seines Sohns, des späteren Kurfürsten Maximilian I., der ihn bereits 1597/98 aufgrund der tiefgreifenden Verschuldung Bayerns als regierender Herzog ablöste.
Im Bereich der Kirchenpolitik in seinem bayerischen Herzogtum zeigte sich Herzog Wilhelm V. als ein innovativer und gestaltender Landesherr. Ausgehend von seinem Selbstverständnis, als Herrscher für das Seelenheil seiner Untertanen verantwortlich zu sein, förderte er die kirchliche Erneuerung in seinem Herzogtum durch zahlreiche Maßnahmen und Impulse nachhaltig. Einen besonderen Schwerpunkt legte er dabei auf den Ausbau der bayerischen Hauptstädte zu geistlichen Zentren, eben auch der Stadt Landshut. Damit befestigte er nicht nur den Katholizismus in seinem Herzogtum und darüber hinaus, sondern steigerte auch die Bedeutung Bayerns als Vormacht des Katholizismus im Reich.
27. Januar 2015
Prof. Dr. Dr. habil. Willibald Permanetter, Landshut
Die Pathologie der Ludwig – Maximilians – Universität
Beginn in Landshut?
Die Landshuter Zeit der Ludwigs-Maximilians-Universität hatte durchaus Einfluss auf die Entwicklung der Münchner Medizinischen Fakultät ab 1826. Mit dem damals europaweit bekannten Chirurgen Phillip von Walther und dem Anatomen Friedrich Thiedemann hatten zwei herausragende Ärzte bereits in Landshut den Grundstein dafür gelegt, dass in München sehr schnell das damals neue Fach der Pathologie als Motor für die Entwicklung zur modernen naturwissenschaftlichen Medizin entstanden ist. Ludwig von Buhl war der erste Lehrstuhlinhaber für Pathologie in München, er war gleichzeitig Leibarzt der königlichen Familie und damals Inbegriff des Fortschritts der Medizin in München. Er versuchte in München in bescheidenerem Umfang das durchzusetzen, was Karl von Rokitansky in Wien und Rudolph Virchow in Berlin schon bewirken konnten. Er war der Stammvater der Münchner Pathologie, die mit großen Namen mehrere Ärztegenerationen geprägt hat.
Die erstaunliche Kontinuität und Bedeutung der Münchner Pathologie mit Ihren Landshuter Wurzeln ist Thema des Vortrags.
Dieser Vortrag findet in Kooperation mit dem
Landshuter Freundeskreis der
Münchner Universitätsgesellschaft statt.
25. November 2014
Bitte beachten Sie, dass der Termin für diesen Vortrag nach der Drucklegung des Programms, in dem noch der 18. abgedruckt ist, auf den 25. November verschoben werden musste.
Dr. Markus Schmalzl, München
Erhard Auer. Wegbereiter der Demokratie in Bayern
Der bayerische Sozialdemokrat Erhard Auer (1874-1945), im niederbayerischen Dommelstadl bei Passau geboren, spielt heute für die Identifikation und in der Erinnerung seiner Partei nahezu keine Rolle mehr. Wie ein Großteil der reformorientierten SPD-Funktionäre geriet er in der Nachkriegszeit weitgehend in Vergessenheit. Auers Prägungen, sein innerparteilicher Aufstieg, seine parlamentarische Arbeit im Bayerischen Landtag, seine Tätigkeit vor und während des Ersten Weltkriegs und sein weit über Bayern hinausreichendes innerparteiliches Wirken wurden dabei ebenso wenig beachtet wie sein engagierter Kampf gegen die radikalen linken und vor allem rechten Kräfte in den Weimarer Jahren. Dabei bietet die Biographie Auers exemplarisch die Möglichkeit, den Weg der Gemäßigten im linken politischen Lager von der Jahrhundertwende bis 1933 nachzuverfolgen.
28. Oktober 2014
Dr. Mario Tamme, Landshut
„Und ich hoffe, dass die sieben guten Jahre kommen“
Die Erinnerungen des Ernest Seinfeld an das KZ-Außenlager Landshut
Vom 15. Dezember 1944 bis zum 5. Februar 1945 bestand das KZ-Außenlager Landshut. Mit dessen kurzer, aber grausamer Geschichte beschäftigen sich aktuell verschiedene Initiativen. So erforscht in diesem Schuljahr Frau Fischer mit einem P-Seminar des Hans-Leinberger-Gymnasiums diese Thematik. Das Stadtarchiv konnte nun den ehemaligen KZ-Häftling Ernest Seinfeld ausfindig machen, der heute in den USA lebt und den Referenten sofort, nach einer ersten Kontaktaufnahme, zu sich einlud.
Ernest Seinfeld wurde im Jahr 1924 in Wien geboren. Im Jahr 1942 deportierten ihn die Nazis zusammen mit seiner Mutter in das Ghetto/KZ Theresienstadt. Von dort brachte ihn die SS im Herbst 1944 über das Vernichtungslager Auschwitz/Birkenau zum Arbeitseinsatz in die Außenlager Kaufering III und Landshut. Im letzteren lebensbedrohlich erkrankt, kam er wie durch ein Wunder in das Reservelazarett Achdorf. Dort wurde er notoperiert und erhielt anschließend vielfältige Unterstützung durch das Sanitätspersonal.
Der Vortrag beleuchtet den derzeitigen Forschungsstand zur Geschichte des KZ-Außenlagers Landshut und die hochinteressante Lebensgeschichte Ernest Seinfelds.
8. April 2014
Gerald Huber, München
Vom armen Schlucker zum reichen Herzog
Heinrich XVI. von Bayern-Landshut
Die Zeit der Reichen Herzöge ist in Landshut vor allem durch die Landshuter Hochzeit von 1475, die Ludwig der Reiche für seinen Sohn Georg ausrichtete, im allgemeinen Bewusstsein. Die Zeit Heinrichs des Reichen in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts tritt dem gegenüber in den Hintergrund. Bekannt ist allenfalls die Geschichte um die sogenannte „Röcklverschwörung“, den Landshuter Bürgeraufstand von 1408/1410. In diesem Zusammenhang wird der Herzog zumeist als jähzorniger Geizhals beschrieben, der mit harter Hand seine Interessen durchsetzte. Dabei war es Heinrich, der es mit großem diplomatischem Geschick verstand, sein ausgeblutetes niederbayerisches Erbe, das er als unmündiger Knabe antreten musste, zu einem der bedeutendsten Fürstentümer des Reiches auszubauen. Er legte damit erst die Grundlage für den Reichtum und die ambitionierte Haus- und Reichspolitik seiner beiden Nachfolger Ludwig und Georg.
Vor dem Vortrag findet die Jahreshauptversammlung des Historischen Vereins für Niederbayern statt.
Tagesordnung:
Geschäftsbericht des 1. Vorsitzenden
Bericht des Schatzmeisters
Entlastung der Vorstandschaft
Ausblick, Wünsche, Anregungen
Anträge sind bitte bis zum 21. März 2014 in der Geschäftsstelle oder beim
1. Vorsitzenden abzugeben.
25. März 2014
Professor Dr. Gisela Drossbach, Augsburg
Bayerische Hospitäler im Mittelalter – Stiftungen für die Ewigkeit?
Hospitäler sind wohl die dauerhafteste und gleichzeitig vielgestaltigste Stiftungsform und fanden in Bayern rasch weite Verbreitung. Hier waren sie im Frühen und Hohen Mittelalter oft mit Klostergründungen verbunden und erfüllten einerseits Wünsche von Laien, aktiv und passiv karitativ tätig zu sein und die „sieben Werke der Barmherzigkeit“ zu erfüllen. Andererseits stillten sie auch das Bedürfnis, über den Tod hinaus zu wirken und erinnert zu werden. Sie galten für bayerische Herrscher wie für andere Adelige und Patrizier als sichere Investition für die Ewigkeit. Als „ewige“ Einrichtung angelegt, zeigten Spitäler eine ausgeprägte Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit. Dies führte einerseits zu Aufgabenspezialisierungen im pflegerischen und medizinischen Bereich, wie beispielsweise das Antoniterhaus in Memmingen noch heute dokumentiert, andererseits agierten Spitäler auch multifunktional wie sich anhand des Julius-Spitals in Würzburg gut nachweisen lässt. Neben den geistlichen Aufgaben übernahmen Spitäler im Lauf der Jahrhunderte viele weltliche Aufgaben: Sie hatten Anteil am Finanzwesen (Geldverleih) und am Erwerbs- und Produktionsprozess und besaßen politischen Einfluss. Diese Eigenschaften sollen anhand von bayerischen Spitalstiftungen weiter untersucht werden.
25. Februar 2014
Christoph Stein, Landshut
„Gotische Gewölbe zwischen Isar und Inn“
Das Land zwischen Isar und Inn ist mit gotischen Kirchenbauten unterschiedlichster Art reich gesegnet. Die spätgotische Bauphase zog sich über ca. 100 Jahre hin. Zudem liegt das Gebiet im Einflussbereich verschiedener Bauschulen, z.B. der Landshuter Bauschule und der Braunau-Burghauser Bauschule. In diesem Raum kam es ab ca. 1440 bis 1520 zu einem enormen Aufschwung des Sakralbaues, der die Landschaft bis heute prägt. So ist es kein Wunder, dass in den Kirchenbauwerken eine große Vielfalt an Gewölbeformen anzutreffen ist. Diese gehören zu den sog. figurierten Gewölben und sind mit Stern- und Netzrippengewölben vertreten, darunter auch originelle und einzigartige Schöpfungen. Aufbauend auf die Forschungen von Franz Dambeck beschäftigt sich der Vortrag mit der Vielfalt der Figurationstypen, ihrer geographische Verbreitung und geschichtliche Entwicklung. Vor allem aber möchte der Vortrag Begeisterung für die ästhetisch wie architektonisch faszinierenden gotischen Gewölben wecken.“
28. Januar 2014
Leider muss der Vortrag von Frau Denk ausfallen.
Er wird aber zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. Statt dessen referiert
Gerhard Tausche, Landshut
Landshut 1914 – Am Beginn des Ersten Weltkrieges
Isabella Denk, Landshut
Die Ausgrabungen am so genannten Landshuter Pestfriedhof
Der Spitalfriedhof an der Landshuter Rochuskapelle , die Friedhofsmauer und die an diese anschließende Bebauung wurde zwischen 2010 und 2012 archäologisch untersucht. Anlass dafür war der Neubau einer Turnhalle für die Ursulinenrealschule. Die Bergung bzw. Dokumentation der 152 Bestattungen sowie der Bebauungen des späten Mittelalters und der Neuzeit versprechen neue stadtarchäologische Einblicke in das Landshuter Stadtleben und -sterben.
12. November 2013
Dr. Karl B. Murr, Augsburg
Geschichte im Dienst der Politik: Die historische Erinnerung an die Schlacht bei Gammelsdorf von 1313
Am 9. November 2013 jährt sich die Schlacht bei Gammelsdorf zum 700. Mal. Diese Schlacht, in der der oberbayerische Herzog Ludwig 1313 über ein österreichisches Heer gesiegt hatte, zählte bis in das 20. Jahrhundert hinein zu den zentralen Mythen der altbayerischen Geschichte. Die politische Verklärung und Indienstnahme der Schlacht, die schon mit der mittelalterlichen Geschichtsschreibung angehoben hatten, erschienen über die Jahrhunderte in immer neuen Spielarten. Der Vortrag spannt den Bogen von der spätmittelalterlichen Historiographie über fürstliche und bürgerliche Erinnerungsbemühungen der Neuzeit bis zu den Patriotentreffen unserer Tage und führt damit ein faszinierendes Beispiel von Rezeptionsgeschichte vor Augen: Historie im Dienst der Politik.
8. Oktober 2013
Prof. Dr. Reinhard Heydenreuter, München
„Staatsbankrott und Staatsschulden im Kurfürstentum und Königreich Bayern“
Seit dem 16. Jh begann im Herzogtum und Kurfürstentum Bayern nicht nur mit dem Schuldenmachen und der Einführung neuer Steuern, sondern das Land stand auch regelmäßig vor dem Staatsbankrott. Mit die größten Schuldenmacher waren die Kurfürsten Max Emanuel und Karl Albrecht. Unter ihnen beginnt der Einfluss der Bankiers auf die Politik. Auch die Einführung des Lottos zur Sanierung des Staatshaushalts geht auf diese Zeit zurück. Besonders kritisch wurde die Schuldenlage in der napoleonischen Zeit. Das damalige „Gläubigerkonsortium“ erzwang die Säkularisation von 1802/3, die Steuerreform von 1807 (Kataster) und die Einrichtung des Rechnungshofs. Als Bayern 1817 wieder vor dem Bankrott stand, war man gezwungen, eine Verfassung zu erlassen (1818) und ein Parlament einzurichten (1819). Diese „Ständeversammlung“ musste nun die Schulden des Staates übernehmen – Bayern war wieder kreditwürdig.
30. April 2013
Dr. Mario Tamme, Landshut
Die Geschichte der 31. SS Standarte „Niederbayern“.
Heutzutage assoziiert man mit der SS vor allem den Holocaust und die Ermordung von Millionen von Menschen. Doch während der Zeit des Nationalsozialismus waren die SS Männer mit ihren schwarzen Uniformen und dem Totenkopf an den Mützen einerseits der Schrecken der Nation, andererseits aber auch fest in der Gesellschaft verankert.
Im April 1925 wurde die SS im Umkreis von Hitlers Leibwächter Julius Schreck gegründet, um den Personenschutz Hitlers zu gewährleisten. Einige Zeit später etablierte sich auch in Landshut unter der Beteiligung von Heinrich Himmler eine Ortsgruppe der SS. Später ging aus dieser Keimzelle die 31. Allgemeine SS Standarte „Niederbayern“ hervor. Deren Dienstsitz wechselte im Laufe der Zeit zwischen den Städten Straubing und Dingolfing. Ab dem Jahr 1935 war die Standartenführung dann in Landshut in den Räumen des Hans-Schemm Hauses und im Ottonianum untergebracht. Ehemalige Mitglieder dieser Standarte versahen ihren Dienst in Konzentrationslagern und in Einheiten der Waffen-SS. Dabei wurde so mancher zum Kriegsverbrecher. Vorgestellt werden in dem Vortrag die lokale Verankerung der SS in Landshut, die Strukturen der Standarte und die Biographien der Standartenführer sowie wichtiger SS-Mitglieder.
12. März 2013
PD Dr. Hannelore Putz, München
Das Königreich Bayern als „gedachter“ Ausstellungsraum
– die Personendenkmäler König Ludwigs I. von Bayern
1858 wurde in Landshut das Denkmal für Herzog Ludwig den Reichen feierlich enthüllt. Das Denkmal steht in einer Reihe von Personendenkmälern, die König Ludwig I. von Bayern verstärkt seit den 1840er Jahren in den größeren Städten des Königreichs hatte setzen lassen: Für Hans Jakob Fugger in Augsburg, für Julius Echter von Mespelbrunn in Würzburg, für Jean Paul in Bayreuth, für Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth in Erlangen usw. Alle diese Denkmäler finanzierte der König privat aus seiner Kabinettskasse. Gleichsam „als Erinnerungsbevollmächtigter“ wählte Ludwig I. den Ort und die zu ehrende Person aus und gab sowohl den ausführenden Künstler als auch die Gestaltung des Denkmals vor. Als Initiator und Geldgeber beeinflusste er darüber hinaus maßgeblich den Ablauf der Enthüllungsfeiern. Auch wenn Ludwig I. selbst nur selten an den Enthüllungsfeiern teilnahm, versuchte er durch kurze Wortbeiträge dennoch die Rezeption des Denkmals zu lenken und Sinn und Bedeutung des Monuments zu fixieren.
Der Vortrag stellt zunächst kurz die Planungs- und Entstehungsgeschichte der Denkmäler vor und untersucht dann genauer Funktion und Aufgabe der Einweihungsfeiern. Vor allem aber fragt der Vortrag danach, ob König Ludwig I. mit diesen Denkmalsetzungen ein Konzept verfolgte oder ob sich dieses aus einer Summe von Einzelfallentscheidungen erst im Nachhinein ergab.
26. Februar 2013
Dr. Thomas Paringer, Landshut
Niederbayern – ein Begriff und seine Geschichte
Unter der Bezeichnung „Niederbayern“ verbargen sich im Lauf der Jahrhunderte die unterschiedlichsten regionalen und politischen Gebilde – das stolze Herzogtum genauso wie der von der Auflösung bedrohte Kreis, die ständische Regionaleinheit ebenso wie die aufstrebende Tourismusregion. Es gab aber auch Phasen, in denen die Bezeichnung Niederbayern ganz von der Landkarte verschwunden war.
Der Vortrag geht zunächst der Frage nach, wie dieser Begriff überhaupt entstanden ist und welche geographischen Regionen dazu gezählt wurden und zählen. Nach einem Blick auf die regionale Verwaltungsgeschichte wird ein knapper historischer Abriss der niederbayerischen Geschichte den Bogen von der Mitte des 13. Jahrhunderts, als der Begriff Niederbayern erstmals geprägt wurde, bis in die Gegenwart des 21. Jahrhunderts spannen.
29. Januar 2013
Thomas Richter, Landshut
Jagdgefährte und Fleischlieferant?
– Der älteste Freund des Menschen in der Urgeschichte.
Der Hund ist das erste Tier, das der Mensch domestizierte. Bereits in der Altsteinzeit gibt es Funde von Hundeskeletten, die mit ihrem Besitzer begraben wurden. Mit dem Wechsel der Lebensweise in den folgenden Jahrtausenden veränderte sich auch die Rolle, die der Hund als Gefährte des Menschen spielte. Schnittspuren an Hundeknochen aus Fundstellen der Jungsteinzeit lassen sogar vermuten, dass der Hund zeitweise auch als Nahrungsquelle benutzt wurde. Die ältesten Nachweise der Domestizierung und die sich wandelnde Rolle des Hundes sollen im Vortrag anhand ausgewählter Fundstellen dargelegt werden.
4. Dezember 2012
(Dieser Vortrag musste im April 2012 wegen Krankheit ausfallen)
Dr. Hadumod Bußmann, München
Therese Prinzessin von Bayern (1850-1925)
Wissenschaftlerin – Forschungsreisende – Zeitzeugin
Prinzessin Therese von Bayern, einzige Tochter (neben drei Söhnen) der toskanischen Prinzessin Auguste und des Prinzregenten Luitpold, eine über Fächergrenzen hinweg vielseitig interessierte Gelehrte, Forschungsreisende, Schriftstellerin und Mäzenin.
Auf ihren ebenso abenteuerlichen wie strapaziösen Exkursionen in Europa und Amerika richtete sie ihre Aufmerksamkeit sowohl auf anthropologische, ethnologische und archäologische als auch auf botanische und zoologische Phänomene. Ihrer Sammeltätigkeit verdanken die bayerischen naturwissenschaftlichen Museen wertvolle Schätze, vor allem das Münchener Völkerkundemuseum, dem sie über 2500 Objekte nord- und südamerikanischer Indianer vermachte.
Als aktives Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften der Jahrhundertwende, als erstes (und bis heute noch immer einziges) weibliches Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und als erste Frau, der von der Universität München 1897 die Ehrendoktorwürde verliehen wurde, kann sie als beispielgebende Vorreiterin für Frauen in der Wissenschaft gelten.
27. November 2012
Dr. Norbert Stellner, Regensburg
„Wenn ich auf meinem Zweirad sitz‘, hebt hoch sich meine Brust …“
Landshuter Fahrradkultur von den 1880er Jahren bis zum Ersten Weltkrieg
Das Fahrrad hat wohl seit langem nicht mehr so viele Freunde besessen wie jetzt. Mögen gesundheitliche Erwägungen eine Rolle spielen oder ein allmählich wachsendes Umweltbewusstsein, für viele Menschen stellt es mittlerweile eine attraktive Alternative zu den motorisierten Fortbewegungsmitteln dar. Auch Landshut präsentiert sich heute als radfahrerfreundliche Stadt. In diesem Zusammenhang spielt auch die Frage, wo Radfahrer in der Stadt fahren dürfen oder sollen, eine wichtige Rolle. Dass dieses Problem auch schon im ausgehenden 19. Jahrhundert diskutiert wurde, vermittelt ein Blick in die Landshuter Fahrradkulturgeschichte, mit der sich dieser Vortrag beschäftigt. Dieser hat aber nicht nur frühere Probleme des Fahrradverkehrs zum Gegenstand, sondern soll auch einen Eindruck von der Vielfalt Landshuter Radfahrer- und Radsportkultur um 1900 vermitteln.
16. Oktober 2012
Thomas Muggenthaler, Regensburg
Verbrechen Liebe.
Von polnischen Männern und deutschen Frauen: Hinrichtungen und Verfolgung in Niederbayern und der Oberpfalz während der NS-Zeit
In Adlkofen im Landkreis Landshut hat heuer der Trachtenverein ein Marterl für den polnischen Zwangsarbeiter Tomaz Wolak aufgestellt, der an einem Waldrand zwischen Adlkofen und Deutenkofen erhängt wurde, weil er ein Liebesverhältnis mit einer deutschen Magd hatte, das nicht ohne Folgen geblieben war.
Tomaz Wolak war einer von 22 Polen, die in Niederbayern und der Oberpfalz unter der Regie der Gestapo Regensburg von 1941 bis 1943 in der Nähe ihres Arbeitsplatzes erhängt wurden.
BR-Autor Thomas Muggenthaler dokumentiert diese Verbrechen in seinem Buch „Verbrechen Liebe“. Der Autor studierte nicht nur die Akten, sondern recherchierte in den betreffenden Orten und suchte Zeitzeugen. Er stieß auf bewegende Liebesgeschichten, dramatische Ereignisse und Morde, die heute weitgehend tabuisiert sind. Für Hörfunksendungen des Bayerischen Rundfunks interviewte er Frauen, die wegen ihrer Liebesverhältnisse mit hingerichteten polnischen Männern in das KZ Ravensbrück verschleppt wurden. Er sprach mit Kindern aus solchen Verbindungen. Oft liegt in den Orten und in den Familien noch heute ein Mantel des Schweigens über diesen Verbrechen. Dem Autor gelang es auch, mit Angehörigen der Ermordeten in Polen Kontakt aufzunehmen. Auch mit deren Hilfe war es möglich, an diese Opfer des Faschismus zu erinnern, ihre Namen und ihre Geschichte nicht völlig in Vergessenheit geraten zu lassen.
24. April 2012
Dr. Hadumod Bußmann, München
Therese Prinzessin von Bayern (1850-1925)
Wissenschaftlerin – Forschungsreisende – Zeitzeugin
wegen Krankheit ausgefallen und am 1.12.2012 nachgeholt
27. März 2012
Gerhard Tausche, Landshut
Landshut – eine gotische Stadt
Landshut vermarktete sich sehr erfolgreich als „gotische Stadt“, aber was verbirgt sich hinter diesem Werbeslogan? Ein historischer Blick auf die städtebauliche Entwicklung der historischen Residenzstadt Altbayerns ist ein vielfältiger und hoch interessanter Spaziergang durch eine 800-jährige Geschichte. Ausgehend von der Stadtgründung über das Mittelalter und die Frühe Neuzeit bis zum Wachsen im 19. und 20. Jh. werden zahlreiche Einblicke in den Wandel einer Stadt im Laufe ihres Bestehens sichtbar. Jede Generation ihrer Bewohner hat die ihr eigenen Spuren hinterlassen.
Die Stadt Landshut des Jahres 2012 stellt eine Momentaufnahme dar, da sich eine Stadt selbstverständlich weiterentwickelt und in gewisser Weise ein Spiegelbild des Zeitgeschmacks, aber auch des aktuellen Stilempfindens ist.
28. Februar 2012
Heinrich Egner, Landshut
Seine Kommentare waren der NSDAP verhasst
Die politische Seite des längsten Soldaten im Ersten Weltkrieg
Zum 75. Todestag des Further Benefiziaten Peter Zimmermann (1891 – 1936)
Seit seinem 50. Todestag erschienen in der „Landshuter Zeitung“ drei große Artikel über ihn, der „Straubinger Kalender“ widmete ihm zwei Beiträge, und anlässlich einer Ausstellung im Kloster Windberg opferte ihm auch die „Süddeutsche Zeitung“ den größten Teil einer Seite. Das Hauptaugenmerk lag überall auf der riesenhaften Statur des Dargestellten: Peter Zimmermann war mit 2,14 Metern Länge der größte Soldat des deutschen Heeres im Ersten Weltkrieg gewesen. Er entsprach mit dieser Körpergröße auch nicht dem Bild, das man sich gemeinhin von einem Geistlichen macht. Das absorbierte fast das ganze Interesse an seiner Person. An sein geistiges Potenzial erinnerte nur der Nachruf im Mitteilungsblatt der Further Maristen, wo er 1928 als Hausgeistlicher die Seelsorge im Brüderkonvent übernommen hatte. Als „Stimme des Rufenden“ wirkte Zimmermann aber nicht nur geistlich, sondern in den letzten Monaten der Weimarer Republik auch journalistisch und politisch. Der damalige Herausgeber des Landshuter „Kuriers für Niederbayern“ hatte ihn als äußerst fruchtbaren Kommentator gewonnen. Da er später die Signatur verriet, unter der der Further Benefiziat schrieb, lassen sich praktisch alle Kommentare ausfindig machen. Sie befassten sich zu deren Ärger vor allem kritisch und ironisch mit der NSDAP – was für Zimmermann später unangenehme Konsequenzen haben sollte.
31. Januar 2012
Max Tewes, Landshut
„unnd sich die maiste aus unns kumerlich erhalten miessen“ – Landshuter Gewerbe im 18. Jahrhundert
Klagen über die schlechten Zeiten sind wohl so alt, wie das Handwerk selbst – aber lässt sich diese subjektive Sicht auch objektivieren? Waren es nur einzelne Krisen oder gab es eine generelle Krise des Handwerks? Stand dagegen nicht der Anspruch der Zünfte, ihren Mitgliedern ein auskömmliches Einkommen zu sichern? Diese wenigen Fragen umreißen zugleich die wesentlichen Fragestellungen dieses Vortrags: Gewerbestruktur und wirtschaftliche Lage sowie die Zunft als zentrale Organisationsform des städtischen Gewerbes.
6. Dezember 2011
Prof. Dr. Alois Seidl, Landshut
Die Anfänge der Agrarwissenschaften in Bayern und ihre Stellung an der Universität in Landshut (1800 – 1826)
„Die Agrarwissenschaften (Land-, Forstwirtschaft, Gartenbau) haben sich im Verlauf des 18. Jahrhunderts erst allmählich zu einer eigenständigen Wissenschaft entwickelt. Ihre Anfänge in Bayern lagen an der fürstbischöflichen Universität Würzburg und an der Landesuniversität Ingolstadt. Der Vorlesungsplan der Landesuniversität von 1799 sah die Errichtung eines Kameralinstitutes vor, in das auch die Agrarwissenschaften eingebettet sein sollten. Infolge der Verlegung der Landesuniversität nach Landshut kam das Vorhaben erst dort zur Ausführung. Als Vertreter der Agrarwissenschaften traten hervor: der Botaniker Franz von Paula Schrank, Direktor des Kameralinstitutes, vordem Vorstand der Churbaierischen Landesökonomiegesellschaft zu Burghausen; der Technologe Benedikt Holzinger, Zisterzienser aus Raitenhaslach, vordem Lehrer und Rektor am Gymnasium Burghausen; Ludwig Wallrad Medicus, Begründer des um die Burg Trausnitz gelegenen „ökonomischen und Forstgartens“ und Georg Anton Däzel, vordem Leiter der Churfürstlichen Forstschule Weihenstephan. Nach der Umsiedlung der Universität nach München lebten die Agrarwissenschaften im Rahmen der dortigen Staatswirtschaftlichen Fakultät weiter, bis sie an der Technischen Universität München eine endgültige Heimat fanden.“
25. Oktober 2011
Dr. Mario Tamme, Landshut
Passionsspiele in Niederbayern
Die Oberammergauer Passionsspiele werden seit dem Jahr 1634 aufgeführt. Sie finden alle zehn Jahre statt und ziehen Tausende von Besucher aus dem In- und Ausland in den oberbayerischen Markt, der dadurch internationale Berühmtheit erlangt hat. Heutzutage wenig bekannt ist jedoch, dass vor allem in der Barockzeit szenische Aufführungen des Leidens Christi, wie in Oberammergau dargestellt, in der Fastenzeit ein integraler Bestandteil des religiösen Lebens waren. Demzufolge wurden in den Städten und Märkten Bayerns eine Vielzahl von Passionstragödien aufgeführt, die zuweilen bedeutend früher als 1634 entstanden sind. Der Vortrag thematisiert die Entstehung und Entwicklung der Passionsspiele in Niederbayern. Ebenso geschildert wird die im Laufe der Zeit entstandenen Ausschweifungen bei den Spielen, die dazu führten, dass dieser „Heilige Fasching“ durch die Geistlichkeit und die staatlichen Behörden bekämpft wurde. Die gesetzliche Abschaffung der Passionsspiele in Bayern ab dem Jahr 1770 und die zahlreichen erlassenen Verbote zogen oftmals den Unmut der Bevölkerung nach sich. Manchmal konnten die Verbote nicht durchgesetzt werden und es kam sogar zu lokalen Ausschreitungen. Letztlich setzten sich jedoch die Staatlichen Behörden gegen den Spielhunger der Bayerischen Bevölkerung durch. Nur noch Oberammergau konnte sich als einzige Spielstätte Bayerns dank Förderung der Kirche erhalten. Den Schwerpunkt des Vortrages bildet die Betrachtung der Passionsspiele in den Städten Dingolfing, Landshut und Landau.
17. September 2011
Besichtigung des historischen Weinkellers
auf der Burg Trausnitz
an. Seine beeindruckende Größe sorgt immer wieder für Staunen.
Dienstag, 12. April 2011
Dr. Jürgen Obmann, Limesbeauftragter
Abusina/Eining
Als bedeutende Stätte am Anfang/Ende des obergermanisch-raetischen Limes wartet Abusina/Eining mit einer langen Forschungsgeschichte auf. Seit weit über 100 Jahren werden die Reste des Römerlagers untersucht und konserviert. Dies führt zu zahlreichen Zeitschichten, die in diesem Freigelände für Besucher heute sichtbar sind und einer eingehenden Erläuterung bedürfen. In diesem Beitrag sollen die unterschiedlichen sichtbaren Reste eingeordnet und die weitere Entwicklung des Platzes dargestellt werden.
Dienstag, 22. März 2011
Dr. Maximilian Seefelder, M.A., Bezirksheimatpfleger, Landshut
„Gute alte Volkslieder sind besonders willkommen …“
Das 1. Niederbayerische Preissingen 1931 in Landshut
Man kann den Anfängen einer öffentlich wahrgenommenen Volksmusik- und Volksliedpflege in Niederbayern ein Datum verleihen: 20. Juni 1931. An diesem Tag wurde in Landshut das 1. Niederbayerische Volkslieder-Preissingen veranstaltet, das großes Interesse bei der Bevölkerung und in den Medien hervorrief.
Aus musiksoziologischer Sicht handelte es sich um ein Sängertref¬fen von Laien. Deren Darbietungen nahmen sich – musikalisch betrachtet – eher bescheiden aus. Doch im kulturpolitischen bzw. -ideologischen Kontext erschienen jene Volkslieder-Preissingen der 1930er Jahre als „machtvolle Kundgebungen der Heimatliebe“. Solche Zuschreibungen laden zur kulturhistorischen Auseinandersetzung ein.
Dienstag, 22. Februar 2011
Dr. Claudio Stein, München – Archiv der LMU
Zwischen Reformkatholizismus und kirchlicher Restauration:
Thomas Mayer, der letzte Regens des Landshuter Bartholomäums.
Zwischen 1800 und 1803 beherbergte Landshut das zuvor in Ingolstadt
untergebrachte Priesterseminar des Instituts der in Gemeinschaft lebenden
Weltpriester, nach dessen Gründer Bartholomäus Holzhauser (1613-1658) auch
Institut der Bartholomäer genannt. Gemeinsam mit der bayerischen
Landesuniversität war dieses Seminar von der Donau an die Isar versetzt und
im Haus des Landschaftspräsidenten untergebracht worden. Wie viele andere
geistliche Institutionen, so wurde auch das Bartholomäum im Zuge der
Säkularisation ersatzlos aufgehoben. Im Zentrum der Ausführungen steht der
auch überörtlich bedeutsame Regens Thomas Mayer (1757-1827), der dieses Amt
1795 noch während der Ingolstädter Epoche übernommen hatte. Als Direktor des
Bartholomäums sollte Mayer sich den Ruf eines hervorragenden
Priestererziehers erwerben. Nach 1803 wirkte Mayer als Landpfarrer in Buch am
Buchrain bzw. bis zu seinem Tod in Langengeisling (Landkreis Erding). Thomas
Mayer, Seelsorger und Gelehrter gleichermaßen, verfügte über ein weitmaschig
geknüpftes Netz von Kontakten, eine enge Freundschaft verband ihn mit dem
Landshuter Professor und nachmaligen Regensburger Bischof Johann Michael
Sailer. Während der Jahre seiner Regentie führte Mayer Tagebücher, die erst
kürzlich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv wiederentdeckt wurden. Sie erlauben
interessante Rückschlüsse auf das Landshuter akademische und alltägliche
Leben in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts.
Dienstag, 25 Januar 2011
Bernhard Häck, Landshut
Leben zwischen Klostermauern und Höhlen
Zwischen dem Kloster Weltenburg und der Stadt Kelheim (Niederbayern) liegt im schönen wildromantischen Donautal eine kleine, unter Denkmalschutz stehende, unscheinbare Klosteranlage – Klösterl genannt. Hier errichtete in der Mitte des 15. Jahrhunderts ein Eremit aus Siebenbürgen eine Klause, die sich zwischen der Donau im Osten und den hoch aufragenden Felsen im Westen erstreckt. Begrenzt wird die Klosteranlage durch eine Klostermauer mit jüdischen Grabsteinen und dahinterliegenden Gebäuden. Die Klosterbrüder nutzten dabei gleichzeitig die in diesem Felsmassiv vorhandenen zahlreichen Höhlen. So wurde die Klosterkirche (Bruderloch) in ein Abri integriert und steht heute als einzige Höhlenkirche ohne Dach in Europa als Unikum da. In einer der größten Höhlen der Klosteranlage, der sogenannte Goldofen, fand sich ein Kalvarienberg mit Zugang zur Oberfläche – auch ein Alchimist hat sich hier für einige Zeit niedergelassen. Im Süden der Anlage diente das Geissel-Abri der göttlichen Hingabe. Durch die Untere Durchgangshöhle konnte der im Süden und damit außerhalb der Klosteranlage liegende Klostergarten erreicht werden. Feuchtigkeit und Hochwasser ließen das Areal oft leer stehen und zusehends verfallen. In den letzten Jahren wurden die Gebäude umfangreich saniert und die von den Klosterbrüdern genutzten Höhlen untersucht.
Der Vortrag gibt Einblicke in die Forschungsergebnisse.
Dienstag 23. November 2010
Dr. Stefan Dicker, München
Niederbayern, die bayerischen Teilungen und die zeitgenössische Geschichtsschreibung
Nach einem kurzen Überblick über die bayerischen Teilungen und Wiedervereinigungen im Spätmittelalter steht im Vortrag die Frage nach den herrschaftsrechtlichen Grundlagen im Mittelpunkt, die Niederbayern über das Ende der Teilungen hinaus eine politische Größe bleiben ließen. Ein wichtiges Augenmerk liegt hier bei den niederbayerischen Landständen, die z.B. durch die Ottonische Handfeste von 1311 mehr Rechte als die oberbayerische Landstände inne hatte. So kam es insbesondere im 15. Jahrhundert immer wieder zur Opposition mit den oberbayerischen Landesherren wie etwa durch den Böckler- und Löwlerbund 1468/69 und 1491/92.
Den Hauptteil des Vortrags bildet jedoch die Darstellung der bayerischen Teilungen und der sich daraus ergebenden Konflikte in der Landeschronistik des 15. Jahrhunderts. Hier gehören unter anderen die niederbayerischen Geschichtsschreiber Hans Ebran von Wildenberg, Veit Arnpeck und Angelus Rumpler zu den bedeutendsten Vertretern. Sie konnten wichtige politische Entscheidungsprozesse aus unmittelbarer Nähe beobachten und teilweise sogar daran mitwirken. Die Werke der drei Chronisten zeigen, wie sich in wenigen Jahrzehnten ein bayerisches Landesbewusstsein entwickelte und wie die eingangs behandelten herrschaftsrechtlichen Grundlagen die Rolle Niederbayerns darin prägten.
Dienstag, 26. Oktober 2010
Dr. Wolfgang Smolka, München – Archiv der LMU
Vom Tempel des Glaubens zum Tempel der Weisheit
Wie die Ludwig-Maximilians-Universität nach ihrem Wegzug von Landshut ihr Unterkommen in München fand.
Am 25. August 1835, dem Namens- und Geburtsfest König Ludwigs I., also vor 175 Jahren, erfolgte die feierliche Grundsteinlegung für das Universitätsgebäude in München. Am 25. August 1840 wurde es dann seiner Bestimmung übergeben. Bis dahin hatte die LMU sich mit Provisorien begnügen müssen: In Landshut mit Dominikanerkloster und Jesuitenkolleg, in München zunächst wiederum mit einem ehemaligen Kolleg, dem Wilhelminum. Nun aber konnte die Universität in diesen eigens für sie geschaffenen Tempel der Weisheit einziehen.
Mit dem „Hauptgebäude“ der Münchner Universität wurde eines der wenigen ursprünglichen Universitätsgebäude seiner Zeit geschaffen, welches gleichermaßen repräsentativen wie praktischen Zwecken dienen sollte.
In die stadttopographischen wie politischen, wissenschaftsideologischen wie fiskalisch-praktischen und manch andere Komponenten dieses Weges von Landshut nach München will der Vortrag Einblick geben.
Samstag, 25. September 2010
Gerhard Tausche
Eichstätt
Jahresfahrt
Die Entwicklung der Stadt begann um 740 mit der Errichtung eines Klosters durch Bonifatius, dem „Apostel der Deutschen“, und der Erhebung des Angelsachsen Willibald zum ersten Bischof. Besonders wichtig für die weitere Entwicklung war das erste Mitspracherecht in der Stadtverwaltung, das sich die Bürger 1291 erkämpften und das 1307 bestätigt wurde. Zu dieser Zeit gewannen aber auch die Eichstätter Bischöfe an Macht und Einfluss. Als Fürstbischöfe waren sie von 1305 bis zur Säkularisation im beginnenden 19. Jahrhundert zugleich geistliche und weltliche Herren der Region. Die humanistische Blütezeit des 15. und 16. Jahrhunderts zeigte sich nicht zuletzt in der Anlage des weltberühmten Renaissancegartens „Hortus Eystettensis“. 1634 wurde die Stadt von den Schweden erobert fast völlig zerstört. Der anschließende Wiederaufbau verschaffte der Stadt ihr heutiges, nahezu unverändertes barockes Aussehen. Nach der Säkularisation wurde das Fürstbistum Bayern zugesprochen. Durch die Gebietsreform 1972 kam die bisher zu Mittelfranken gehörende Stadt zum Regierungsbezirk Oberbayern. Seit 1980 ist sie Sitz der Katholischen Universität. Im Anschluss an eine Stadtführung wird die Sonderausstellung zum 300. Geburtstag von Johann Evangelist Holzer (1709-1740) besucht. Er gehört zu den großen Meistern des 18. Jahrhunderts, der Kirchen in Süddeutschland und Österreich mit prächtigen Fresken ausstattete, großformatige Altarblätter und sakrale Gemälde schuf. Nach dem Mittagessen besichtigen wir das Museum des Historischen Vereins Eichstätt auf der Willibaldsburg.
musste leider abgesagt werden
Dienstag, 27. April 2009
Dr. Stefan Dicker, München
Niederbayern, die bayerischen Teilungen und die zeitgenössische Geschichtsschreibung
Nach einem kurzen Überblick über die bayerischen Teilungen und Wiedervereinigungen im Spätmittelalter steht im Vortrag die Frage nach den herrschaftsrechtlichen Grundlagen im Mittelpunkt, die Niederbayern über das Ende Teilungen hinaus eine politisch Größe bleiben ließen. Ein wichtiges Augenmerk liegt hier bei den niederbayerischen Landständen, die z.B. durch die Ottonische Handfeste von 1311 mehr Rechte als die oberbayerische Landstände inne hatte. So kam es insbesondere im 15. Jahrhundert immer wieder zur Opposition mit den oberbayerischen Landesherren wie etwa durch den Böckler- und Löwlerbund 1468/69 und 1491/92.
Den Hauptteil des Vortrags bildet jedoch die Darstellung der bayerischen Teilungen und der sich daraus ergebenden Konflikte in der Landeschronistik des 15. Jahrhunderts. Hier gehören unter anderen die niederbayerischen Geschichtsschreiber Hans Ebran von Wildenberg, Veit Arnpeck und Angelus Rumpler zu den bedeutendsten Vertretern. Sie konnten wichtige politische Entscheidungsprozesse aus unmittelbarer Nähe beobachten und teilweise sogar daran mitwirken. Die Werke der drei Chronisten zeigen, wie sich in wenigen Jahrzehnten ein bayerisches Landesbewusstsein entwickelte und wie die eingangs behandelten herrschaftsrechlichen Grundlagen die Rolle Niederbayerns darin prägten.
Dienstag, 23. März 2010
Dr. Jörg Skriebeleit und Ulrich Fritz, M.A, KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Die neuesten Forschungen zum KZ-Komplex Flossenbürg
u.a. die Todesmärsche, von denen einige den Raum Landshut passierten.
Kurztext für Präsentation in Landshut, 23. März 2010
Das KZ Flossenbürg war lange Zeit ein „vergessenes“ Konzentrationslager. Dieser Befund gilt vielleicht noch mehr für seine über 80 Außenlager in Nord- und Ostbayern, Sachsen und Böhmen. Dort mussten ab 1943, ab September 1944 auch weibliche Häftlinge Zwangsarbeit leisten – für die SS, in der Rüstungsindustrie, aber auch bei Infrastruktur- und Bauprojekten. Die Räumung des Hauptlagers Flossenbürg und seiner Außenlager im April 1945 forderte ungezählte Opfer – die Region um Landshut wurde zur ungeplanten Zwischenstation vieler Todesmärsche.
Nach dem Krieg geriet der KZ-Komplex Flossenbürg rasch in Vergessenheit. Bis in die 50er Jahre erinnerten KZ-Friedhöfe vielerorts (so auch in Landshut) an die Gräuel der Kriegsendphase. An einigen ehemaligen Lager-Standorten befinden sich Gedenksteine, häufig verschwanden die Spuren der Verbrechen völlig.
Im Rahmen der Reihe „Der Ort des Terrors. Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager“ entstand der erste umfassende Überblick zur Geschichte des Lagerkomplexes Flossenbürg. Jörg Skriebeleit und Ulrich Fritz haben die Beiträge zum Hauptlager sowie zu den meisten Außenlagern verfasst. Die beiden Autoren werden die Geschichte des KZ-Komplexes Flossenbürg skizzieren, mit einem Schwerpunkt auf den Todesmärschen im Raum Landshut. Auch die Nachkriegsgeschichte und das heutige Gedenken an die Verbrechen und ihre Opfer werden einbezogen.
Dienstag, 23. Februar 2010
Heinrich Egner, Landshut
Das Freikorps Landshut von 1919
Als in den Jahren 1933 und 1934 der Landshuter Oberbürgermeister Karl Vielweib mehrmals dazu aufrief, einstige Teilnehmer möchten ihre Erfahrungen und Erlebnisse beim Freikorps Landshut von 1919 mitteilen, blieb trotz des geringen zeitlichen Abstands das Echo aus. war diese Episode tatsächlich gänzlich in Vergessenheit geraten? Oder wollte man sich dazu nicht äußern, weil solche Erinnerungen offenkundig zur Legitimation des NS-Regimes beitragen sollten? Jedenfalls hatten die Aufrufe kaum Erfolg, so dass in dem davon herrührenden Akt im Stadtarchiv Landshut nur wenig Erhellendes erscheint. Heute ist das Wissen von diesem Freikorps Landshut völlig verschwunden und alle Zeitzeugen sind tot. Als der Verfasser auf diese Aufrufe Vielweibs stieß, sah er sich veranlasst, den Spuren des Freikorps nachzugehen. Die Auswertung der Lokalpresse von 1919 ließ immerhin schon Umrisse erkennen. Als Hauptquelle fand sich jedoch im Bayerischen Kriegsarchiv in München ein ganzer Karton mit Aufzeichnungen zum Freikorps Landshut. Auf dieser Basis lässt sich einziemlich umfassendes Bild dieses militärischen Aufgebots aus Landshut entwerfen, das mit zur Niederwerfung der kommunistischen Räterepublik und deren Roten Armee um und in München gebildet worden war.
Der Vortrag wird genaueres zu dessen Entstehung, Führung, Gliederung, Zusammensetzung, Einsatz, Rückführung und Auflösung bringen und damit eine Lücke in der Landshuter Stadtgeschichte schließen.
Dienstag, 26 Januar 2010
Dr. Herbert Wurster, Passau
Rumänisches Tagebuch
Ein Roman und das Ende der mitteleuropäischen Welt.
Ein Historiker liest Hans Carossa.
Hans Carossas „Rumänisches Tagebuch“, 1924 erstmals erschienen, ist einer der wichtigsten von den fast 300 Kriegsromanen mit autobiographischen Elementen, die zwischen 1918 und 1933 in Deutschland veröffentlicht worden sind. Der Roman behandelt die Zeit vom 4. Oktober bis 15. Dezember 1916 (Carossas Geburtstag), in der Carossa als Bataillonsarzt an den schweren Winterkämpfen in Rumänien beteiligt war. Die Sekundärliteratur qualifiziert dieses Werk gern als Kriegsverharmlosung etc. ab, tatsächlich ist es jedoch eine elegische Geschichte von den Sinnlosigkeiten, der Mühsal und den Opfern der Soldaten und der Zivilbevölkerung im Krieg. Zum Militär war Carossa gegangen, weil er im Krieg fast mythisch nach Sinn suchte. In Rumänien dagegen beobachtet nun Carossa nüchtern und führt vor Augen, was es bedeutet, dass sich der Krieg bereits „ins dritte Jahr zieht“, was der Krieg mit den Menschen anstellt. Aus dieser in der Fronterfahrung gewonnenen Erkenntnis, mit der er seine vorherige Einstellung hinter sich lässt, wächst Carossas Entschlossenheit, sich ganz der Kunst zuzuwenden. Der Rumänische Feldzug befördert also vor allem Carossas Weg zum Dichter: Im sich mühenden Individuum sieht er die Hoffnung für die Zukunft, die Sinnstiftung gegenüber dem sinnlosen Leid des Krieges, auch wenn er sich darüber klar ist und es dem Leser in vielen Episoden zeigt, wie in diesem Völkergemetzel die alteuropäische Welt zerfällt und zerstört wird.
Dienstag 17. November 2009
Prof. Dr. Franz Fuchs, Würzburg
Der Fall Heinrich Erlbach.
Ein Skandal am Hofe Ludwigs des Reichen
„Der Vortrag befasst sich mit dem tragischen Schicksal des ehemaligen Augsburger Ratsschreibers Heinrich Erlbach, der am 10 Juni 1472 auf Betreiben Herzog Ludwigs der Reichen und seines Rates Martin Mair in Regensburg hingerichtet wurde. Zuvor war er mehrere Tage unter der Folter verhört worden; die im Münchner Hauptstaatsarchiv erhaltenen Protokolle dieser Vernehmungen werfen ein mitunter grelles Licht auf die Intrigen des Landshuter Hof und auch auf den jungen Herzog Georg, der offensichtlich Erlbachs Tochter Margarethe, die im Frauenzimmer seiner Mutter diente, zugetan war.
Heinrich Erlbach war 1458 im Zwist aus den Augsburger Diensten ausgeschieden und hatte sich nach einem Aufenthalt am Kaiserhof in Wiener Neustadt nach Landshut begeben, wo er Ludwig dem Reichen durch sein Insider-Wissen im Streit gegen Augsburg von Nutzen war, aber bald in die innerwittelsbachischen Auseinandersetzungen verwickelt wurde, die 1471 in Gefangennahme Herzog Christophs durch seinen Bruder Albrecht IV. einen Höhepunkt fanden. Auf dem Regensburger Reichtag dieses Jahres, dem „Großen Christentag“, geriet Erlbach in heftigen Konflikt mit Martin Mair, den bezichtigte, das gantz Bairlandt zu regiern und zu schinten.“
Donnerstag, 22. Oktober 2009
Priv. Doz. Dr. Martin Hille, Passau
Publizistik und Parteiorganisation im 19. Jahrhundert.
Der Passauer Verleger Joseph Bucher und die Entstehung der bayerischen Patriotenpartei (1859 – 1871)
Wesentliche Impulse für die Parteienbildung im 19. Jahrhundert gingen von einzelnen Publizisten und Zeitungsmachern aus. Der Passauer Verleger und Journalist Joseph Bucher (1838 – 1909) liefert hierfür ein Paradebeispiel. Geprägt vom Klima des Aufbruchs in Zeichen der „Neuen Ära“ seit 1859 sowie der Zäsur von 1866 trug er maßgeblichen Anteil an der Organisation der patriotischen Protestbewegung gegen den drohenden Verlust der bayerischen Eigenstaatlichkeit.
Als publizistisches Forum diente ihm die „Donau-Zeitung“, die er selber herausgab. Zu überregionaler Bedeutung avancierte das Blatt mit der sogenannten „Passauer Königsadresse“ vom 15. Juli 1867, die eine bayernweite Unterschriftenaktion gegen die Neugründung des Zollvereins unter preußischer Führung einleitete. Im Vorfeld der Zollparlamentswahlen vom Februar 1868 begann die neue Bewegung feste Konturen anzunehmen, wobei Bucher zunächst im niederbayerischen Raum, später auch als Berliner Zollparlamentsabgeordneter maßgebliche Fäden zog. Resultat dieser Anstrengungen bildeten zwei siegreiche Wahlen sowie die Konstitution der „Patriotischen Fraktion“ im bayerischen Landtag im Sommer 1869. Aus der einstigen Protestbewegung war innerhalb von nur zweieinhalb Jahren die stärkste politische Kraft Bayerns geworden.
Der Vortrag skizziert Buchers Anteil an diesen Entwicklungen, schiebt dahinter aber auch die Biographie eines politischen Außenseiters, der sich als „katholischer Demokrat“ verstand. Zugleich wirft er ein Schlaglicht auf die Strukturen politischer Parteibildung im Umbruch der 1860er Jahre.
Samstag, 26. September 2009
Gerhard Tausche
Abensberg
Jahresfahrt
1256 wird erstmalig ein castrum Abensperch urkundlich erwähnt, dem am 12. Juni 1348 die Stadtrechte bestätigt wurden. In der mittelalterlichen Stadt Abensberg genossen die Bürger gegenüber ihrem Burgherrn eine gewisse Autonomie. Sie bestimmten einen Stadtrat, wobei nur wenige reiche Familien ratsfähig waren. Obwohl Abensberg eine selbstständige Herrschaft war, war sie doch immer auch abhängig von den mächtigen bayerischen Herzögen. Nachdem gewaltsamen Tod des letzten Herrn von Abensberg Niklas 1485 verlor, die Herrschaft Abensberg ihre Selbstständigkeit und wurde ein Teil Bayern-Münchens. Aventinus mit bürgerlichem Namen Johann Turmair (1477–1534) ist der berühmteste Sohn der Stadt Abensberg. Er gilt als Begründer der wissenschaftlichen bayerischen Geschichtsschreibung. Er hat das erste große deutschsprachige volkstümliche Geschichtsbuch geschaffen.
Bei unserem Besuch werden wir das Stadtmuseum im Herzogskasten mit der aktuellen Ausstellung zur Schlacht bei Abensberg 1809 besichtigen. Eine Stadtführung wird Einblicke in die Geschichte der Stadt geben.
Sollte der Hundertwasserturm bis dahin fertig gestellt sein, statten wir diesem natürlich einen Besuch ab.
Dienstag, 21. April 2009
Prof. Dr. Peter Schmid, Regensburg
Bayern und Napoleon I.
Die Beziehungen zwischen Bayern und Napoleon prägten in nachhaltiger Weise die bayerische Geschichte nicht nur im 19. Jahrhundert. Ihre Langzeitwirkungen sind auch bis heute noch zu spüren. Ohne Napoleon gäbe es sicherlich nicht Bayern in seiner heutigen Form. So verdankt Bayern dem Kaiser der Franzosen seine Erhebung zum Königreich, die Verleihung der Souveränität, die eine Neuordnung der Verwaltungsstrukturen im Sinne eines modernen Staates ermöglichte, und die territorialen Erweiterungen nach Schwaben und Franken, die dem Land zu seiner heutigen territorialen Gestalt verhalfen. Bayern zahlte dafür allerdings auch einen hohen Preis. Die Kriege, die es an der Seite Napoleons führen musste, kosteten gewaltige Opfer an Menschen, schlugen dem Land tiefe Wunden und verursachten Kosten, an denen das Land lange Zeit zu tragen hatte.
Dienstag, 24. März 2009
Martina Paringer, Landshut
Herzog Ludwig X. – Fürstenehre, Staat und Dynastie
Herzog Ludwig X. (1495-1545) ist nicht nur in Landshut als Förderer der Künste und als verschwenderisch Hof haltender Fürst bekannt. Seine Stadtresidenz präsentiert sich als Ausdruck der Renaissance, des Humanismus und der Leutseligkeit.
In der bayerischen Politik des 16. Jahrhunderts aber gesteht man ihm – wenn überhaupt – nur eine marginale Rolle zu; gab es doch den überragenden Staatsmann Leonhard von Eck, Rat seines Bruders Wilhelm IV. in München. Jedoch war er mit politischen und diplomatischen Fähigkeiten begabt und setzte sie zum Wohle der Dynastie Wittelsbach und des Herzogtums Bayern ein. Geleitet vom fürstlichen Selbstverständnis und von herzoglicher Autorität über das Territorium regierte er mit Wilhelm IV. während den unsicheren Zeiten Anfang des 16. Jahrhunderts, als die Reformation das Reich zu spalten drohte und der Habsburger Karl V. ein Weltreich errichtete. Ludwig hatte in jungen Jahren die verheerende Wirkung des Landshuter Erbfolgekrieges miterlebt. Obwohl er selbst noch mit der Mitregierung sein Geburtsrecht eingefordert und damit beinahe einen neuen Krieg riskiert hatte, setzte er später alles daran, um Bayern zukünftig eine innere Spaltung und Krieg zu ersparen. Für ihn waren die Dynastie der Wittelsbacher und das bayerische Territorium eine Einheit. Nachdem die Habsburger das Rennen um die Vorherrschaft im Reiche endgültig für sich entschieden hatten, sorgte Ludwig X. dafür, dass Bayern weiterhin in der vordersten Reihe blieb. „Bayern blühe ewig“ ließ er lateinisch auf eine Medaille schreiben und verlieh damit seinem Streben nach einem prosperierenden Herzogtum Ausdruck.
Dienstag, 26. Februar 2008
Bernhard Häck
Von Kirchen, Burgen, Heiligen und einem Reliquiengrab in der
Kirche Mariä Himmelfahrt in Oberroning,
Lkr. Landshut, Niederbayern
Etwa auf halbem Wege zwischen Rottenburg/Laaber und Neufahrn/Niederbayern liegt der Ort Oberroning mit seiner ortsbildprägenden Klosteranlage. Unmittelbar nördlich des Klosterkomplexes befindet sich die stattliche, 1732 erbaute, barocke Kirche Mariä Himmelfahrt. Das romanische Turmfundament mit Rundbogenfenster sowie die spätgotische Wandmalerei aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im östlich gelegenen Turm belegen die Existenz einer Vorgängerkirche.
Bei den notwendig gewordenen archäologischen Ausgrabungen innerhalb der Kirche im Sommer 2006 konnte das historische Zeitfenster für kurze Zeit geöffnet und Einblicke in die Vergangenheit gemacht werden. Die Erstnennung von Roning wie es damals hieß, geschah im Zusammenhang mit einer Schenkung im Jahre 760 n. Chr. an St. Emmeran in Regensburg. Eine weitere Schenkungsurkunde erfolgte im Jahre 778 mit der Nennung einer Mauritiusreliquie im Zusammenhang mit den Orten Niederaltaich und Innichen. Seit dieser Zeit sind bis zur letzten größeren Umbauphase der Kirche im Jahre 1888 beziehungsweise 2006 bisher 5 Kirchenbauten und/oder Erweiterungen der Kirche archäologisch und historisch belegbar.
Ein besonderer Fund zeigte sich im Fundament der gotischen Kirche eingelassen und letztmalig 1732 hier wieder beigesetzt – ein Reliquiengrab. In einer kleinen Bleikiste fanden sich z. B. aus Messing gefertigte Devotionalien (u. a. mit Benediktus- mit Zachariassegen, eine Benediktusmedaille und eine Maria/Jesus-Medaille). Dazu noch Reste eines gotischen Siegels aus Wachs, Knochenfragmente und Stoffreste. Ist dies die Mauritiusreliquie die erstmals 778 n. Chr. genannt wird?
Zu dem Ort gehörte auch eine Burganlage. Diese stand etwa 400 m nordöstlich der Kirche von Oberronning auf dem Venusberg. Nach dem Aussterben des Geschlechtes der Adalunc-Helmuni-Sippe (Ortsgründer) wurden wohl die Grafen von Ebersberg die neuen Herren, seit 1045 dann die Grafen von Roning-Rottenburg. In den letzten Jahrzehnten seines Bestehens verfiel die Burg zusehends und bei der Übernahme der Wittelsbacher 1179 wurden bereits Teile der Burganlage als Steinbruch genutzt. Schließlich erfolgte die vollständige Zerstörung 1203 im Zuge der Kriege zwischen Herzog Ludwig I und Bischof Konrad II von Regensburg.
Dienstag, 27. Januar 2009
Dr. Bernd Englhardt, Landshut
Neue Ausgrabungen in und um Landshut
Für den weitaus längsten Teil der Menschheitsgeschichte gibt es keine schriftlichen Dokumente: Hier kann nur die Archäologie Aufschlüsse und Erkenntnisse bringen. Aber auch für Zeiten, in denen die schriftlichen Quellen bereits reichlich sprudeln, erbringen archäologische Ausgrabungen oft hoch interessante, manchmal völlig unerwartete Ergebnisse. Dr. Bernd Engelhardt, Leiter des Referats Ostbayern beim Bayrischen Landesamt für Denkmalpflege, schildert in seinem Vortrag, wie Ausgrabungen der vergangenen zwei Jahre in und um Landshut Erkenntnisse zu unterschiedlichsten Epochen erbracht haben: Dazu zählen Ausgrabungen an beiden „Enden“ der Landshuter Altstadt, in der Nähe der Heilig-Geist-Kirche, wo die Forscher auf einen Rest der mittelalterlichen Stadtmauer (13.Jh.) stießen. Am Nordrand der Stadt fanden Ausgräber Siedlungsspuren der Jungsteinzeit (um 4800 v. Chr.) und der späten Bronzezeit (um 1100 v. Chr.) mit Hinweisen auf die kultische Bestattung eines Kindes. Archäologie-Touristen aus ganz Deutschland haben im Landkreis Landshut Funde aus zahlreichen Epochen der Frühgeschichte des Landshuter Raumes geborgen: In Niedererlbach zum Beispiel sind sie auf Gräber aus der Hallstatt-Zeit (um 600 v. Chr.)und eine Kultopferplatz der Bronzezeit gestoßen.
Dienstag 11. November 2008
Dr. Annemarie Liebler, Mainburg
Geschichte der Regierung von Niederbayern
Die Konstitution vom 1. Mai 1808 legte Reformen fest, die den bayerischen Staat in die Moderne führten. So wurde vor 200 Jahren Bayern in Kreise, die heutigen Regierungsbezirke eingeteilt. Der Unterdonaukreis, das heutige Niederbayern, soll im Zentrum des Interesses stehen. Warum wurde Passau damals der Sitz der Regierung?
Die Antwort darauf liegt bei Napoleon, der Passau als Bollwerk gegen den Kaiser in Wien sah. Erst König Ludwig I. besann sich auf die historischen Gegebenheiten und verlegte 1838 die Hauptstadt Niederbayerns wieder nach Landshut.
Die Modernisierung der Staatsverwaltung – von Graf Montgelas geplant und vorangetrieben – lag in der Region in den Händen der Kreisregierung als Mittelbehörde zwischen den Ministerien und den Landgerichten, d.h. den Städten und Gemeinden. In dieser Aufbauphase entwickelten die Regierungspräsidenten großen Einfluss auf das Schul- und Gesundheitswesen, die Landwirtschaft und die Anfänge von Industrie und Handel.
Dienstag, 21. Oktober 2008
Gerhard Tausche, Landshut
150 Jahre Bahnhof Landshut
Am 31. Oktober 1858 fuhr ein Probezug mit zahlreichen Ehrengästen von München nach Landshut und läutete somit eine neue Ära für die Region ein. Mit dem modernen Verkehrsmittel schrumpften die Entfernungen und neue Wirtschaftsfelder taten sich auf.
Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums soll aber nicht die Geschichte der Eisenbahn im Blickpunkt stehen, sonder die verschiedenen Entwicklungsrichtungen der Stadt Landshut, da die Eisenbahn mehr oder weniger den Beginn der Industrialisierung darstellte. Mit dem Bau eines Bahnhofs begann für Landshut das Ausgreifen über die bisherigen engen, noch aus dem Mittelalter stammenden „Stadtgrenzen“.
Mit dem Bahnhofsneubau und der Entwicklung der Eisenbahn im Königreich Bayern begann auch für Landshut eine Zeit.
Samstag, 27. September 2008
Gerhard Tausche
Landesausstellung Adel in Bayern, Rosenheim
Jahresfahrt
Einst bestimmte der Adel das politische, soziale und kulturelle Geschehen im Land. Wer in eine adelige Familie geboren wurde oder sich den Adel durch Besitz oder Verdienst erworben hatte, gehörte zur gesellschaftlichen Elite. Er besaß vielfältige Privilegien und beste Karrieremöglichkeiten. Darüber hinaus konnte der Adel eine juristische, politische und wirtschaftliche Sonderstellung für sich beanspruchen. Doch der Lauf der Geschichte brachte große Veränderungen: Der Adel verlor an Bedeutung, verlor seine Privilegien, bis die Weimarer Verfassung ihn endgültig für abgeschafft erklärte.
Die Bayerische Landesausstellung 2008 zeigt den altbayerischen Adel in verschiedenen Schwerpunkten von seinen Anfängen im Mittelalter bis in die Gegenwart – von Ritter, Grafen und Industriebarone.
Am Vormittag wird die Ausstellung im Lokschuppen in Rosenheim besucht und nach dem Mittagessen in Aschau ist der zweite Teil in Hohenaschau Programmpunkt. Das Besondere hier ist, dass die Burg Hohenaschau anlässlich der Ausstellung für die Öffentlichkeit zugänglich ist, was sonst nie der Fall ist.
Dienstag, 22. April 2008
Gerhard Tausche, Landshut
Johannes Thurmair, genannt Aventinus, und Landshut
Gibt es eine besondere Beziehung zwischen dem großen bayerischen Geschichtsschreiber und der altbayerischen Herzogstadt Landshut?
Welchen Einfluss hatte Aventinus auf seinen Schüler und Zögling Ludwig X., der als letzter bayerischer Herzog von Landshut aus das Unterland regierte und nach dem Landshuter Erbfolgekrieg bis zu seinem Tod 1545 die Stadt in vielerlei Hinsicht maßgeblich geprägt hat.
Bei der Erforschung der 800-jährigen Geschichte Landshuts und der Aufarbeitung der Gründungsphase stößt man auf Aussagen Aventinus in seiner Bayerischen Chronik, die die heutige aktuelle Forschungsarbeit immer noch beeinflussen.
Auf diese drei Aspekte sollen eingegangen und werden, um neue Facetten der Geschichte der Stadt Landshut aufzuzeigen und Verbindungen zu knüpfen.
Dienstag, 11. März 2008
Werner Ebermeier, Landshut
mit Fotografien von Hansjörg Eder, Altdorf
Mythologischer Spaziergang durch die Bilderwelt der Landshuter Stadtresidenz
Der zwischen 1537 und 1543 von dem humanistisch gebildeten Herzog Ludwig X. errichtete Italienische Bau der Stadtresidenz ist einer der bedeutendsten Renaissancepaläste nördlich der Alpen. Seine Architektur hat unter Kunst- und Bauhistorikern große Beachtung gefunden, die Ergebnisse ihrer Forschungen sind weitgehend publiziert und der Öffentlichkeit bequem zugänglich. Dagegen findet sich der Besucher, der die bunte Bilderwelt der Wand- und Deckenmalereien des Italienischen Baus auf eigene Faust erkunden und die sehr zahlreichen mythologischen Darstellungen entschlüsseln möchte, allzu oft alleine gelassen. Zudem erschweren der räumliche Abstand zwischen Bild und Betrachter und der wechselnde Lichteinfall bisweilen das Erkennen von Details.
Die Motive der von den Malern Hans Bocksberger d. Ä., Ludwig Refinger und Hermann Posthumus geschaffenen Malereien sind zu einem großen Teil den Metamorphosen des antiken Dichters Publius Ovidius Naso entnommen. Wir begegnen neben vielen anderen dem Mädchen Daphne, das den Nachstellungen des Gottes Apollo durch die Verwandlung in einen Lorbeerbaum entgeht, dem Jäger Actaion, der einen unvorsichtigen Blick auf die badende Diana mit einem grässlichen Tod büßt, werden Zeugen des Wettstreits zwischen Arachne und Athene, nähern uns dem dreiköpfigen Kerberos und dem Drachen Python und erfahren, wie die Panflöte erfunden wurde, woher der Bosporus seinen Namen hat und warum die einst weißen Raben heute schwarz sind.
Die Digitalfotografien von Hansjörg Eder eröffnen einen einzigartigen Blick auf den Bilderreichtum der Landshuter Stadtresidenz und belegen deren Bedeutung als faszinierendes Zeugnis der „Landshuter Renaissance“ .
Dienstag, 26. Februar 2008
Dr. Bernd Englhardt, Landshut
Neue Ausgrabungen in und um Landshut
dieser Vortrag wurde am 27. Januar 2009 verlegt
Für den weitaus längsten Teil der Menschheitsgeschichte gibt es keine schriftlichen Dokumente: Hier kann nur die Archäologie Aufschlüsse und Erkenntnisse bringen. Aber auch für Zeiten, in denen die schriftlichen Quellen bereits reichlich sprudeln, erbringen archäologische Ausgrabungen oft hoch interessante, manchmal völlig unerwartete Ergebnisse. Dr. Bernd Engelhardt, Leiter des Referats Ostbayern beim Bayrischen Landesamt für Denkmalpflege, schildert in seinem Vortrag, wie Ausgrabungen der vergangenen zwei Jahre in und um Landshut Erkenntnisse zu unterschiedlichsten Epochen erbracht haben: Dazu zählen Ausgrabungen an beiden „Enden“ der Landshuter Altstadt, in der Nähe der Heilig-Geist-Kirche, wo die Forscher auf einen Rest der mittelalterlichen Stadtmauer (13.Jh.) stießen. Am Nordrand der Stadt fanden Ausgräber Siedlungsspuren der Jungsteinzeit (um 4800 v. Chr.) und der späten Bronzezeit (um 1100 v. Chr.) mit Hinweisen auf die kultische Bestattung eines Kindes. Archäologie-Touristen aus ganz Deutschland haben im Landkreis Landshut Funde aus zahlreichen Epochen der Frühgeschichte des Landshuter Raumes geborgen: In Niedererlbach zum Beispiel sind sie auf Gräber aus der Hallstatt-Zeit (um 600 v. Chr.)und eine Kultopferplatz der Bronzezeit gestoßen.
Dienstag, 22. Januar 2008
Bernhard Glasauer
Herzog Heinrich der Reiche von Bayern-Landshut
Territorialpolitik zwischen Reich und Dynastie
Seit der Aufteilung Bayerns war kaum ein Jahr vergangen, als Herzog Friedrich am 4. Dezember 1393 in Budweis starb. Sein erst siebenjähriger Sohn Heinrich musste das niederbayerische Erbe antreten. In der Folgezeit schien das Weiterbestehen des Herzogtums Bayern-Landshut unter der Vormundschaftsregierung der Münchner und Ingolstädter Herzöge mehr als unsicher.
Auch nach Ende dieser Phase fand sich Herzog Heinrich der Reiche in einer ständigen Auseinandersetzung mit Herzog Ludwig dem Bärtigen von Ingolstadt wieder, die sich fast ein halbes Jahrhundert hinziehen sollte. Bei der Niederwerfung der Ingolstädter bediente sich Herzog Heinrich eines von ihm initiierten Bündnissystems von geradezu Europäischer Dimension, mit dessen Hilfe es ihm schließlich gelang das Ingostädter Herzogtum im Jahre 1447 zu gewinnen.
Die Territorialpolitik Herzog Heinrichs beschränkt sich jedoch nicht nur auf ein halbes Jahrhundert voller Auseinandersetzungen mit den Ingolstädter Herzögen, vielmehr befindet sich das Herzogtum Bayern-Landshut in einer Zeit der sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen, religiösen und, nicht zuletzt politischen Umbrüche in deren Kontext die Politik Herzog Heinrichs des Reichen zu sehen ist.
Der Vortrag sucht einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse und Entwicklungen des Herzogtums Bayern-Landshut in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu vermitteln.
Dienstag 28. November 2007
Thomas Bauer, München
„Feiern unter den Augen der Chronisten:
Die Quellentexte zur Landshuter Fürstenhochzeit von 1475″
Die Landshuter Fürstenhochzeit ist weithin als historisches Fest bekannt. Doch die Erforschung der Quellen, die diese Veranstaltung erst ermöglichen, da allein sie uns Informationen über das Geschehen von 1475 geben, ist bei weitem noch nicht abgeschlossen – im Gegenteil: Eine vergleichende und umfassende historische Arbeit zu diesem Thema fehlt bis heute. Auf sprachlichem Gebiet ist noch so gut wie nichts geleistet worden.
Genau hier setzt dieser Vortrag an. Zunächst sollen die Träger der Informationen, also die einzelnen Handschriften, vorgestellt werden. Die Auseinandersetzung mit den juristischen Begriffen des damaligen Eherechts ist ein weiter Aspekt. Darüber hinaus sollen Beispiele Aufschluss über die schwierigen Recherchen zu einzelnen Wörtern und Wendungen und ihrer Bedeutung geben. Hauptteil der Betrachtung ist jedoch die Art und Weise der Darstellung, die die einzelnen Chronisten wählen, um die Geschehnisse in Landshut im Jahr 1475 festzuhalten. Dabei werden Erkenntnisse und Begriffe der modernen Festforschung eingeführt, anhand der Quellen zur Landshuter Fürstenhochzeit erläutert und an bestimmten Stellen erweitert.
Die Vielfalt der Darstellungsweisen und die unterschiedlichen Intentionen der einzelnen Texte werden so augenfällig werden.
Dienstag, 23. Oktober 2007
Thomas Ott, Hauses der Bayerischen Geschichte, Augsburg
Vom Neuen zum Modernen Bayern
Vom 21. September bis 11. November findet in der Residenz die Ausstellung vom Neuen zum Modernen Bayern statt. Einer der verantwortlichen Ausstellungsmacher gibt eine Einführung in die Thematik.
Am 1. Januar 1806 wurde das Kurfürstentum Bayern zum Königreich erhoben. War das Land zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch ein unübersichtlicher „Titelfleckerlteppich“ gewesen, so entstand durch die Säkularisation, die napoleonischen Kriege und schließlich den Wiener Kongress ein weitgehend geschlossenes Staatsgebiet; nur die linksrheinische Pfalz war nicht mit dem Stammland verbunden. Die bayerische Bevölkerung verdoppelte sich nahezu. König Max I. Josef und sein leitender Minister Graf Montgelas standen vor der Aufgabe, einen neuen, größeren und regional unterschiedlichen Staat zu formen, dem sich Altbayern, Franken, Schwaben und Pfälzer gleichermaßen zugehörig fühlen sollten. Das war ein schwieriges Unterfangen. Die Reformen in den ersten zwei Jahrzehnten des 19.Jahrhunderts bedeuteten für Bayern einen gewaltigen Umbruch. Der lange Weg Bayerns in die Moderne begann vor 200 Jahren.
Samstag, 6. Oktober 2007
Dr. Wolfgang David; Gerhard Tausche
Kösching: Römisches Limeskastell GERMANICUM und kelten römer museum manching
Jahresfahrt
Im Juni 2006 wurde das kelten römer museum manching eröffnet. Der Historische Verein für Niederbayern hat sich vor allem im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts um die Archäologie bemüht und so soll bei der diesjährigen Fahrt diese im Mittelpunkt stehen. Hinzu kommt, dass der Leiter des Museums Manching
Beirat im HV ist.
Zunächst erfolgt ein Besuch der Pfarrkirche und des Museums des Marktes Käsching. Im Anschluss fahren wir nach Manching und essen dort im Hotel Zaunerhof.
Am Nachmittag besichtigen wir die Evangelische Friedenskirche des Architekten und Kirchenbauers Olaf Andreas Gulbransson.
Danach steht das kelten römer museum auf der Tagesordnung:
Einführungsfilm im Medienraum und Führung durch das Museum, in dem Funde aus dem bedeutendsten keltischen Oppidum auf deutschem Boden und dem Römerkastell von Oberstimm — darunter die Wracks römischer Kriegsschiffe mediterraner Bauart — präsentiert werden.
Vor der Rückfahrt werden noch die ehemalige Stadtmauer samt Osttor und der Hafen der Keltenstadt im Gelände besichtigt.
Dienstag, 24. April 2007
Dr. Susanne Wolf, Landshut
Der Griff nach der Reichskrone?
Wittelsbachische Expansionspolitik gegen Habsburg
Herzog Georg von Bayern-Landshut (*1455, †1503) und Herzog Albrecht IV. von Bayern-München (*1447, †1508) agierten spätestens seit den 1480er Jahren gezielt gemeinsam gegen die habsburgische Vormachtstellung im Reich. Kaiser Friedrich III. (* 1415, † 1493), der seit 1440 an der Spitze des Reiches stand, verhalf 1486 seinem Sohn Maximilian (* 1459, † 1519) zur römischen Königswürde. Seitdem regierten Vater und Sohn gemeinsam. Herzog Georg setzte die Expansionspolitik seines Vaters Herzog Ludwigs des Reichen in Schwaben fort und Albrecht IV. wünschte seit langem, das Herzogtum Bayern in seiner alten Größe wiederherzustellen: Er konzentrierte sich auf Tirol. Angriffspunkt war der unter notorischer Geldnot leidende Vetter des Kaisers, Erzherzog Sigmund von Tirol, genannt mit der leeren Tasche. Im Juli 1487 befanden sich schließlich beide am Höhepunkt ihrer territorialen Machtentfaltung gegen Habsburg: Sie hatten sich die Herrschaft über die österreichischen Vorlande gesichert und besaßen eine sichere Anwartschaft auf Tirol. Seit November 1486 war zudem die Markgrafschaft Burgau – strategisches Zugangastor zu den schwäbischen Besitzungen der Habsburger – an Herzog Georg verkauft. Mit dem am 30. August 1486 geschlossenen Heiratsvertrag zwischen dem fast 40jährigen Herzog Albrecht IV. und der jungen Kaisertochter Kunigunde sollte ursprünglich die Eintracht der Häuser Bayern und Habsburg besiegelt werden. Die Hochzeit kam schließlich am 1. Januar 1487 durch Vollzug des Beilagers zustande, jedoch gegen den Willen des Kaisers, der seinem zukünftigen Schwiegersohn die widerrechtliche Inbesitznahme der alten und ehrwürdigen Reichsstadt Regensburg nicht verzeihen konnte. Außerdem hatte Kunigunde den die weibliche Erbfolge ausschließenden Erbverzicht nicht geleistet. Zusammengenommen mit der Tatsache, dass die österreichischen Erblande im Osten zu einem großen Teil von den Ungarn unter König Mathias Corvinus besetzt waren – der Kaiser hatte sich, nachdem er im April 1483 aus Wien geflohen war, im Sommer 1485 ganz ins Reich zurückgezogen –, war de facto keine territoriale Machtbasis der Habsburger mehr vorhanden. Die bessere Strategie sollte die Entscheidung bringen…
Dienstag, 27. März 2007
Heinrich Egner, Landshut
Lehrjahre des Reichsführers SS
Heinrich Himmlers zweite Landshuter Zeit 1924 – 1926
Am 15. Juni 1924 beschloss eine Kreisversammlung der Obmänner des Völkischen Blocks in Niederbayern, einer Ersatzorganisation der verbotenen NSDAP, in Plattling „die Anstellung eines Geschäftsführers des Kreisverbandes ab 20. Juni in Landshut“. Ausersehen für diesen Posten war der noch keine 24 Jahre zählende Heinrich Himmler, der umgehend seinen Wohnsitz von München nach Landshut verlegte, wo er von 1913 – 1919 seine Jugendjahre verlebt hatte. Drahtzieher dieser Berufung war zweifellos Gregor Strasser, damals der dominierende Nationalsozialist in Niederbayern. Er hatte den Nutzen erkannt, den die regionale NS-Bewegung aus dem bienenfleißigen und pedantisch gewissenhaften jungen Anhänger ziehen konnte. Nicht von ungefähr wurde, als Hitler bald nach dem NSDAP-Parteitag Anfang Juli 1926 Straßer zum Reichspropagandaleiter seiner Partei bestimmt hatte, auch Himmler, nunmehr Geschäftsführer des Parteigaues Niederbayern, als Straßers Mitarbeiter und Stellvertreter nach München berufen.
Diese gut zwei Jahre in Landshut kann man mit vollem Recht speziell als das bezeichnen, worin Bradley F. Smith in seiner Biographie der frühen Jahre Himmlers bis 1926 den Inhalt seines ganzen Buchs sah: „Lehrjahre des Reichsführers SS“. Smith wie auch später der Himmler-Biograph Peter Padfield suchten diese Landshuter Jahre Himmlers im wesentlichen aus dessen Korrespondenz, Tagebuch und Bücherliste zu rekonstruieren. Die tatsächliche Tätigkeit Himmlers trat dabei mangels handfester Quellen weit in den Hintergrund, und so entstand ein recht lückenhaftes Bild dieser Zeit. Dass seit Frühjahr 1924 mit dem nationalsozialistisch gewendeten Landshuter Blatt „Kurier für Niederbayern“ eine Quelle ersten Rangs auch für die Himmler-Biographie vorliegt, ist bislang übersehen worden. Die Auswertung des „Kurier“ verspricht für diese in Himmlers Leben weichenstellenden Jahre neue substantielle Ergebnisse.
Dienstag, 27. Februar 2007
Irmgard Biersack M.A., Landshut
Der Hof der „reichen Herzöge“ von Bayern-Landshut
Fürstliche Prachtentfaltung auf der Landshuter Burg
Unter der Herrschaft der drei „reichen Herzöge“ Heinrich XVI. (1393/1404-1450), Ludwig IX. (1450-1479) und Georg (1479-1503) erlebte das Herzogtum Niederbayern im 15. Jahrhundert eine seiner glanzvollsten Epochen. Die prunkvolle Hofhaltung der „reichen Herzöge“ ist der Nachwelt in erster Linie durch die Landshuter Hochzeit von 1475 bekannt, die alle vier Jahre in einem großartigen Historienspiel aufgeführt wird.
Durch die Auswertung der erhaltenen Rechnungsbücher aus der Epoche der „reichen Herzöge“ konnte erstmals ein lebhaftes Bild der Alltagswelt am Landshuter Herzogshof gezeichnet werden, deren wichtigste Forschungsergebnisse vorgestellt werden.
Neben der Verpflegung des Hofgesindes auf der Landshuter Burg und dem Hofgesinde der „reichen Herzöge“ wurden als dritter Themenkomplex die in dieser Epoche an der Landshuter Burg durchgeführten Baumaßnahmen untersucht.
Immens hohe Ausgabesummen, wie für eine bereite Palette an Weinsorten und erlesenen Speisen, verdeutlichen den ausgesprochenen Luxus an der herzoglichen Tafel. Die Landshuter Herzöge machten ihrem Beinamen „reich“ alle Ehre, denn Vergleiche mit anderen Hofhaltungen zeigen, dass die Hofhaltung der „reichen Herzöge“ innerhalb der Riege der deutschen Fürstenhöfe zu den luxuriösesten zählte.
Dienstag, 23. Januar 2007
Dr. (des.) Thomas Paringer M.A., Landshut
Die niederbayerischen Landstände in der Frühen Neuzeit – Konkurrenten des Landesherrn oder Stützen des Staates?
Jahrhundertelang war die sogenannten „Alte Post“ in der Landshuter oberen Altstadt (Hs.-Nr. 28) der Sitz der Landstände Niederbayerns. Als Zusammenschluss der Prälaten, des Adels und der Städte und Märkte, also der niederen Herrschaftsträger im Land, stellten sie stets einen bedeutenden politischen Faktor dar. Als solcher traten sie in Konkurrenz zum Herzog bzw. Kurfürsten, gleichzeitig übernahmen sie im Verlauf der Frühen Neuzeit zunehmend größere Aufgaben im Rahmen der öffentlichen Finanzverwaltung. Als Körperschaft garantierten sie gar die öffentliche Kreditfähigkeit des Landes, die vor allem seit Kurfürst Max Emanuel durch die übermäßigen Ausgaben für Repräsentation und Militärwesen permanent gefährdet war. Darüber hinaus stellte die bis zur Auflösung 1808 stets eigenständig gebliebene niederbayerische Ständeorganisation, die sogenannte „Landschaft Unterlands“ mit ihrem Hauptsitz im Landshuter Landhaus die einzige staatlich-politische Institution dar, die in der Nachfolge der spätmittelalterlichen Teilherzogtümer die Zuständigkeit für das ganze bayerische Unterland und damit für Niederbayern bewahren konnte.
Der auf jüngste Forschungsergebnisse gestützte Vortrag beleuchtet die Entstehung, den Aufbau und die innere Organisation sowie die Tätigkeitsbereiche der „bayerischen Landschaft Unterlands“ und erläutert dazu ihre Bedeutung besonders für die Stadt Landshut, die bis 1808 die ständische Zentralverwaltung beherbergte.
Dienstag 28. November 2006
Prof. Dr. Wilhelm Liebhardt, Altomünster
Macht, Pflicht und Mythos
Zum Jubiläum „200 Jahre Königreich Bayern 1806-2006″
Über eine Million Besucher in den Königsschlössern, König-Ludwig-II-Vereine,
Ausstellungen und zahlreiche Bücher sind Zeichen dafür, das in Bayern die
Monarchie nicht vergessen ist. Lohnt es, sich mit den bayerischen Königen zu
befassen? Was verdankt ihnen Bayern heute? Warum wurde das Kurfürstentum am
1. Januar 1806 zum Königreich erhoben? Was waren die Hintergründe? Diesen
und anderen Fragen geht der Vortrag „200 Jahre Königreich Bayern“ nach. Es
werden alle Könige und Regenten ihrer Bedeutung nach kritisch vorgestellt
und gewürdigt.
Dienstag, 24. Oktober 2006
Dr. Katharina Weigand, München
Kultur- und Geschichtspolitik im Dienst der bayerischen Eigenstaatlichkeit:
Ludwig I. und Max II. im Vergleich
Die Ereignisse von 1848 führten nicht nur zum Thronverzicht König Ludwigs I. und zur vorzeitigen Thronbesteigung seines Sohnes Maximilian. Die Aufständischen in Teilen Nordbayerns hatten darüber hinaus vehemente Sympathien für eine kleindeutsch-preußische Lösung der deutschen Frage gezeigt; die Integration der sogenannten neubayerischen Gebiete stellte sich also weiterhin als drängende Aufgabe dar. Damit war der Umstand verknüpft, dass auch die Anhänglichkeit an den regierenden Zweig der wittelsbachischen Dynastie, der 1799 aus der Pfalz nach München gekommen war, in Nordbayern – aber nicht nur dort – ganz offensichtlich bei weitem nicht so stark ausgeprägt war, wie dies Ludwig I. und Max II. erhoffen mussten. Vater und Sohn bedienten sich während ihrer Regierungszeiten ganz unterschiedlicher Strategien, um diesen Herausforderungen zu begegnen: Ludwig I. erhoffte sich von der Kunst eine erzieherische Wirkung auf seine bayerischen Untertanen; Max II. setzte dagegen auf ganz unterschiedliche Maßnahmen – von der Trachtenförderung bis zur Gründung des Bayerischen Nationalmuseums –, die alle dazu beitragen sollten, die Bayern mit Hilfe eines genuin bayerischen Nationalgefühls gegen die Verlockungen einer Einigung Deutschlands, die die Souveränität der deutschen Einzelstaaten gefährden musste, zu immunisieren.
Samstag, 23. September 2006
Gerhard Tausche
Auf den Spuren von Herzogin Hedwig und Herzog Georg dem Reichen
im „Wittelsbacher Land“
Jahresfahrt
Am 21. Januar 1497 übereichten Herzog Georg der Reiche und seine Frau Hedwig den Brigittennonnen und – Mönchen die Schenkungsurkunde für das Kloster Altomünster. Hedwig kannte aus Lublin bereits den Orden der Brigitten und so erscheint es wahrscheinlich, dass sie auch in ihrer neuen Heimat ein Kloster dieses Ordens wünschte. Georg der Reiche suchte das personell und finanziell darniederliegende Kloster Altomünster aus. Die langwierigen Verhandlungen führte sein Hofrat Wolfgang von Sandiszell, der mit einer Landshuterin verheiratet war.
Eine Führung durch den Markt Altomünster, die Klosteranlage und die Klosterkirche, dem letzten Großbau des Barock in Altbayern, werden uns diesen Teil der Geschichte des Herzogtums Bayern-Landshut näher bringen.
Der Vormittag steht im Zeichen der frühen Wittelsbacher. Wir besuchen die Stadt Aichach und das Schloss Oberwittelsbach. Dorthin war 1083 Graf Otto III. von Scheyern gezogen und hatte es zur Stammburg der Wittelsbacher gemacht.
Nach einer Stadtführung und einer Besichtigung des Schlosses fahren wir nach Altomünster zum Mittagessen.
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Dienstag, 25. April 2006
Mario Tamme; Landshut
Das Apothekenwesen in Landshut von 1204 bis 1870
Während nach der Gründung Landshuts im Jahre1204 noch die Klöster der Stadt für die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneien zuständig waren, entstanden Mitte des 14. Jahrhunderts die Hof- und eine Stadtapotheke. Neben der Entwicklung dieser Apotheken und der Gründung der zweiten Stadtapotheke im Jahre 1717 wird auch auf die Arzneimittelversorgung der städtischen Armen- und Leprosenhäuser sowie der Militärs eingegangen werden. Seit dem Spätmittelalter hatte Landshut eine eigenständige Apothekengesetzgebung, die sich an den Vorschriften und Regelungen der Reichsstädte orientierte und schließlich im Jahre 1808 im Zuge der Montgelas’schen Reformen durch den Erlass des Organischen Edikts über das Medizinalwesen abgelöst wurde. Thematisiert wir darüber hinaus auch die Geschichte der Apothekerausbildung. Bayern war in Deutschlands das erste Land, das für seine Pharmazeuten eine einheitliche Hochschulausbildung vorschrieb, die an der Universität Landshut durchgeführt wurde und anderen Ländern als Vorbild diente.
Dienstag, 28. März 2006
Dr. Heinz Huther, Landshut
Die unbekannten Landshuter Messerer
„Die Zünfte der Handwerker haben neben den Gilden der Kaufleute wesentlich zum Ausbau des Gemeinschaftslebens, der städtischen Ordnung, der urbanen Wirtschaft, der städtischen Volkskultur und des Bürgergeistes beigetragen und waren im Krieg und Frieden, auf allen Ebenen des menschlichen Lebens Träger, Teilhaber und Widerpart von Mitsprache und Mitherrschaft neben den Repräsentanten der feudalen Macht und Herrschaftsausübung, also König, Adel, Kirche, Patriziat, Ratsregiment“ (Karl Bosl)- Falls diese summarische Beschreibung ab 1204 auch auf das rasch aufblühende Landshut zutrifft, hätten die Landshuter Handwerker und ihre Beiträge zum Werden der Stadt mehr Aufmerksamkeit verdient, als ihnen bisher zuteil geworden ist. Zum Teil liegt das daran, dass davon nur vergleichsweise wenige Quellen berichten. dennoch liegen aussagekräftige Urkunden vor und darüber hinaus ist der Blick auf die Entwicklung in den Nachbarstädten aufschlussreich: Regensburg und Passau, Augsburg und Nürnberg und nicht zuletzt München. Ob es bei den dramatischen Vorgängen der Jahre 1408/1410 auch um die Einrichtung einer Zunftverfassung ging, wird sich allerdings nicht endgültig klären lassen. Immerhin haben die Landshuter Messerer bereits 1448, also 31 Jahre vor den vielbeachteten Plattnern, vom Rat der Stadt eine im Stadtbuch verzeichnete Ordnung der Messerer erhalten, die Alfred Tausendpfund transkribierte. Sie erlaubt interessante Einblicke in das eisenverarbeitende Gewerbe, dessen Tradition allerdings mit dem Ende der Zeit als Residenzstadt abbrach .Messerschmiede allerdings hat es in Landshut bis in die jüngste Gegenwart gegeben.
Dienstag, 21. Februar 2006
Bernhard Häck und Claus Vetterling, Landshut/Bamberg
Neue Erkenntnisse zur Stadtgeschichte Landshuts in der Stadtresidenz.
Die Ausgrabungen in der Stadtresidenz 2005
Die bevorstehende Neugestaltung des Innenhofs der Stadtresidenz in Landshut bot die Gelegenheit und Notwendigkeit, im Vorfeld der Baumaßnahmen archäologische Untersuchungen im Winter 2005 durchzuführen.
Aufgrund der knapp bemessenen zeitlichen als auch finanziellen Situation sollten die Untersuchungen sich in erster Linie auf die mittelalterlichen Reste vor Errichtung der Residenz im 16. Jahrhundert konzentrieren. Das Hauptaugenmerk wurde dabei auf die Suche nach den Anfängen der Stadt gelegt.
Pünktlich zum Stadtjubiläum 2004 und der bevorstehenden Landshuter Hochzeit 2005 konnten dabei stadtgeschichtlich bedeutsame Ergebnisse erzielt werden.
Dicke Backsteinfundamente zeugen von ehemaligen Bürgerhäusern, die zum Residenzbau angekauft und abgebrochen wurden. Neben mehreren Latrinen, die Erkenntnisse zum Alltag in Landshut zur Zeit der Fürstenhochzeit erbringen, konnte ein mächtiger Ofen dokumentiert werden, dessen Funktion noch Rätsel aufgibt.
Nachdem in den letzten Jahren eine ältere Befestigung für die Burg Trausnitz nachgewiesen wurde, konnte nun auch durch die Rettungsgrabung im Innenhof der Stadtresidenz ein zusätzlicher Beitrag zu den Anfängen Landshuts weit vor der historischen Überlieferung geleistet werden.
Dienstag, 31. Januar 2006
Andreas Klinger und Marcus Altmann, Landshut
Trans Alpes 2004
– Ein studentisches Projekt zur Geschichte der Legio III Italica Antoniniana
Bei dem Projekt Trans Alpes 2004 handelte es sich um ein wissenschaftliches Experiment aus den Bereichen der experimentellen Archäologie sowie der Geschichtsdidaktik. Die Grundlage dabei bildete ein auf studentischer Initiative entstandenes Marschprojekt von Regensburg nach Trient mit antiker Ausrüstung, die sich an der Bewaffnung des römischen Militärs um ca. 200 n.Chr. orientierte. Als historische Szenerie diente die Bürgerkriegssituation unter Kaiser Septimius Serverus, der aus seiner Provinz Raetia einige Truppenteile der Legio III Italica Antoniniana von deren Stützpunkt Regensburg ins italienische Mutterland zurückbeorderte.
Im Vortrag selbst werden nun die ermittelten Forschungsergebnisse anhand eines Films präsentiert, der im Rahmen einer Zulassungsarbeit entstanden ist. Gleichzeitig werden auch verschiedene in diesem Projekt verwendete Ausrüstungsgegenstände gezeigt und eigene Erfahrungen über die Thematik „Geschichte zum Anfassen“ sowie die Möglichkeiten des Experiments in der Geschichtswissenschaft erläutert. Da die beiden Referenten die ganze Expedition von Anfang an hautnah miterlebt haben, können somit Informationen aus erste Hand angeboten werden. Um sich bereits im vorab über dieses und die derzeitig laufenden historischen Projekte zu erkundigen, wird auf die Internetseiten www.legion-regensburg.de und www.vefag.de verwiesen. Letztere widmet sich vor allem dem parallel zum Trans Alpes Unternehmen veranstalteten Lusoria Projekt. Dabei handelte es sich um die funktionstaugliche Rekonstruktion eines antiken Flussschiffs, wobei auch dies während des Vortrags kurz vorgestellt wird.
Dienstag 22. November 2005
Dr. Georg Schwarz, Dingolfing
Die „Landshuter Hochzeit“ 2005 als Beispiel für eine historische Darstellung des Mittelalters in der Gegenwart und Zukunft. Struktur – Bedeutung – Probleme
Die „Landshuter Hochzeit“ 2005 machte allenthalben Schlagzeilen. Ein wichtiger Grund für diesen Erfolg und das enorme Medienecho ist in der exzellenten und professionellen Werbung auf allen Ebenen zu suchen. Das alles ist sehr zu loben, besonders wenn man an das enorme Engagement der „Hochzeiter“, wie sie in und um Landshut heißen, und der „Förderer“ unter der höchst sachkundigen und intelligenten Leitung der Familie Wohlgemuth und ihrer begeisterten Mitarbeiter sowie aller ca. 2300 Mitwirkenden denkt. Sie alle – und noch dazu einige Begeisterte in und um Landshut – haben sich voll integriert und arbeiten nicht nur zu den Festzeiten alle vier Jahre, sondern auch an all den Tagen in den dazwischenliegenden Jahren.
Bewunderung und Anerkennung sind angesagt angesichts so vielen Fleißes und so vielseitiger Aktivitäten, ohne die Landshut und die „Landshuter Hochzeit“, auch im Jahre 2005 und mit Sicherheit in den kommenden Jahren nicht denkbar ist.
Die Struktur der „Landshuter Hochzeit“ 2005 ist klar: Das umfassende „Fest“ der ganzen Stadt und des Umlandes ist auf „Historie“ und als „Historisches Dokumentar-Spiel“ in der (fast) gotischen, also historisch gewachsenen und „gotisch“ konservierten Stadt (Denkmalschutz) ausgerichtet. Organisation und Zielrichtung sind abgestimmt! Die „Richtung“ stimmt!
Die Bedeutung ist enorm und beachtlich: Der ganze Freistaat Bayern, die Bundesrepublik Deutschland, Europa, ja sogar viele Staaten aus Übersee und Asien profitieren vom Glanz und Charme der niederbayerischen Haupt- und Residenzstadt an ihren „Festtagen“ und weit darüber hinaus.
Aber da beginnen auch die Probleme der „Landshuter Hochzeit“ 2005. Lässt sich eine über 500-jährige Geschichte, zumal wenn sie 1475 unter ganz anderen Umständen und Bedingungen sich ereignet hat, in der Weise und mit den Mitteln unserer Zeit und unserer geistig-ökonomischen Mentalität transportieren? Wird nicht der Charakter eines „Events“ bzw. einer „touristischen Sensation“ mit „Erlebnis-Garantie“ vermittelt? Wird nicht einem „Gigantismus“ gehuldigt, wo doch „mittelalterliche Atmosphäre“ im (fast) gotischen Kleid bzw. Outfit versprochen wird? Und wo bleibt der wirkliche Kern des „Historischen Dokumentar-Spiels“, nämlich die Vergegenwärtigung so komplexer Themen wie „Fürstliche Macht- und Heiratspolitik“, „Fürstlich-bürgerliche Strategie im Kontext verschiedener Machtblöcke und Machtansprüche“, „Gralssage und Heiliger Gral in der Tafelrunde der Ritterschaft“?
Samstag, 29. Oktober 2005
11.00 Aula des Hans-Carossa-Gymnasiums
Matinee „175 Jahre Historischer Verein für Niederbayern“
Am 13. August 1830 wurde der Historische Verein für den Unterdonaukreis, wie Niederbayern damals bezeichnet wurde in Passau gegründet. 1843 zog der Verein in der Folge der Verlegung der Bezirksregierung von Passau nach Landshut um.
König Ludwig I. hatte mit seinem Kabinettsbefehl vom 29. Mai 1827, in dem er die Erhaltung und Katalogisierung der historischen Denkmäler und Urkunden forderte, die geistige Grundlage für das Geschichtsbewusstsein bei der Bevölkerung gelegt.
Im Mai 1830 rief das Bayerische Innenministerium auf, Historische Vereine zu gründen.
Der Historische Verein für Niederbayern ist der fünftälteste in Bayern. Aus diesem Anlass feiert der Verein unter der Schirmherrschaft von Regierungspräsident Dr. Walter Zitzelsberger dieses bedeutende Jubiläum.
Festvortrag
Prof. Dr. Hans-Michael Körner
Historisches Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München
Politik und Geschichte bei König Ludwig I. von Bayern
175 Jahre Historischer Verein für Niederbayern
Samstag, 1. Oktober 2005
Gerhard Tausche
„Von Kaiser Gnaden – 500 Jahre Herzogtum Pfalz-Neuburg“
Die Bayerische Landesausstellung 2005 – Jahresfahrt nach Neuburg an der Donau
Am 1. Dezember 1503 starb Herzog Georg der Reiche von Bayern-Landshut ohne männlichen Erben. Entgegen des wittelsbachischen Hausvertrages hatte er aber seine Tochter Elisabeth und ihren Mann Ruprecht von der Pfalz als Erben eingesetzt. Zwischen den rivalisierenden Parteien kam es schließlich zum Landshuter Erbfolgekrieg, der im Kölner Schied endete und Herzog Albrecht von Bayern-München die Landshuter Landesteile zusprach.
Am 30. Juli 1505 entstand ein neues Fürstentum: Pfalz-Neuburg für die Enkel von Georg dem Reichen, Philipp und Ottheinreich. Der König und spätere Kaiser Maximilian I. ordnete das Herrschaftsgebiet der Wittelsbacher neu.
Die Ausstellung skizzierte die Erbteilungen der bayerischen Herzöge und schildert den verheerenden Landshuter Erbfolgekrieg, der durch den Kölner Schied von 1505 durch König Maximilian I. entschieden wurde. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die ersten Landesherren von Pfalz Neuburg, Ottheinrich und Philipp, die letzten Wittelsbacher aus der Linie Bayern-Landshut.
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