2015 / 2016

3. November 2015

Max Tewes, Landshut

Zwischen Geschmacksbildung und ästhetischer Normierung:
Der Baukunstausschuss König Ludwigs I.

"Um die Grundsätze eines reinen und guten Geschmackes in der Baukunst in Unserem Reiche immer mehr zu verbreiten" gründete König Ludwig I. 1829 den sogenannten Baukunstausschuss. Alle Pläne zu öffentlichen Bauten, sowohl des Staates wie der Kommunen und Stiftungen, waren ihm zur ästhetischen Prüfung vorzulegen. Die Abdankung Ludwigs I. 1848 bedeutete eine wichtige Zäsur, nachdem der Ausschuss bereits 1843 seine Zuständigkeit für Eisenbahn-Hochbauten verloren hatte. Künftig beschränkte sich die Prüfung auf größere Projekte ab einem Wert von 20.000 Gulden sowie Gebäude der 'Kirchen- und Monumentalarchitektur'. 1872 wurde der bisherige Baukunstausschuss aufgelöst und die Planprüfung in ästhetischer Beziehung einer Kommission bei der Obersten Baubehörde übertragen. Diese sah sich in der Tradition des bisherigen Baukunstausschusses und übernahm mit den Aufgaben auch bald dessen Namen. Der Vortrag verfolgt die Entwicklung dieser Institution und präsentiert Beispiele aus ihrer umfangreichen Tätigkeit.


24. November 2015

Moritz Fischer, Landshut

Die nationalsozialistischen Patientenmorde im Raum Landshut

Lange Zeit fand in Landshut das Thema der nationalsozialistischen „Euthanasie" kaum Beachtung. Die Opfer der Patientenmorde im Dritten Reich kann man daher auch in dieser Stadt als „vergessene Opfer " bezeichnen – und das obwohl die ersten Forschungsergebnisse zeigen, dass diese Opfergruppe die mit Abstand größte war. Mindestens 59 Menschen aus Stadt- und Landkreis Landshut wurden nach bisherigem Forschungsstand durch die Nationalsozialisten ermordet.
Dieser Vortrag soll die Hintergründe beleuchten, die zur „Vernichtung lebensunwerten Lebens" führten und bereits mit dem Aufkommen der Eugenik im 19. Jahrhundert beginnen.
Ein kurzer Abschnitt wird dem Erbgesundheitsgericht Landshut gewidmet, von dem aus zwischen 1934 und 1944 insgesamt 441 Beschlüsse zur Zwangssterilisation ergingen.
Hauptaspekt des Vortrags werden die Opfer der „Euthanasie" zwischen 1939 und 1944 sein. Dabei werden die ersten Ergebnisse der Forschung zu diesem Komplex vorgestellt, der Ablauf der Tötungsaktionen beleuchtet sowie einzelne Lebensgeschichten herausgegriffen.


26. Januar 2016

Prof. Heinz J. Armbrust, Ergolding

Thomas Manns Freundschaften mit Frauen

Die Kenntnis von Thomas Manns Homophilie hat den Blick teilweise dafür verstellt, dass er nicht unempfänglich für Wirkungen vom Weiblichen war, wenn auch nur in gezählten Fällen, wie er es einmal in seinem Tagebuch formuliert hat. Neben diesen geschlechtsspezifisch motivierten Beziehungen, die – mit Ausnahme der zur Ehefrau – nur vorübergehend bestanden, gab es Freundschaften mit Verehrerinnen, die, mitunter trotz dramatischer Störungen, ein Leben lang aufrechterhalten wurden. Durch die Korrespondenz mit ihnen und die Tagebucheintragungen über sie erhalten wir neben Aufschlüssen über den Schriftsteller auch Erkenntnisse über den Menschen Thomas Mann, die wir aus den Zeugnissen im Zusammenhang mit seinen männlichen Freunden nicht kennen. Einige dieser Frauen sind die bislang nicht entdeckten Vorbilder für Romanfiguren im ZAUBERBERG, in LOTTE IN WEIMAR und in DOKTOR FAUSTUS.
Der Vortrag gibt darüber einen Überblick und widmet sich zwei Freundschaftsbeziehungen im Besonderen.


23. Februar 2016

Dr. Richard Hölzl, Göttingen

Über Wunder. Der Jesuit Franz de Paula Schrank (1747–1835)
als Grenzgänger zwischen Naturwissenschaft und Religion

Franz de Paula Schrank hatte seine Karriere als Theologe und Lehrer gerade begonnen. Da warf das Verbot des Jesuiten-Ordens durch den Papst 1774 seine Pläne über den Haufen. Schnell noch zum Priester geweiht, kehrte er in sein Elternhaus nach Passau zurück. Von dort aus erfand er sich neu: als Naturwissenschaftler.
Er hatte Erfolg, wurde Professor in Amberg und Burghausen. Bald erhielt er den ersten Lehrstuhl für Naturgeschichte an der Universität Ingolstadt/Landshut. In Landshut gestaltete er zum Beispiel den Hofgarten zum botanischen Lehrgarten um. Mit 62 Jahren wurde er 1809 Gründungsdirektor des Botanischen Gartens in München. Schrank gilt als einer der wichtigen Gelehrten der bayerischen Aufklärung und als einer der ersten modernen Botaniker des Landes. Seine lebenslange Arbeit als Theologe wurde von Historikern nicht beachtet – ein Versäumnis, denn die Religion war für Schrank der Kern von Naturwissenschaft.
Richard Hölzl geht der Frage nach wie sich der Ex-Jesuit Schrank als aufgeklärter Naturforscher in Stellung brachte und zugleich Wissenschaft als Gottesdienst begriff. Schranks Biografie steht für ein neues Bild der Aufklärung, das weniger den scharfen Bruch mit der vormodernen Welt, sondern die Begegnungen, Übergänge und Gemeinsamkeiten herausstellt.

Dieser Vortrag findet in Kooperation mit dem
Landshuter Freundeskreis der Münchner Universitätsgesellschaft statt.


15. März 2016

Heinrich Egner, Landshut

Die NSDAP-Kreisleiter der Parteikreise Landshut und Vilsbiburg

Die organisatorische Gliederung der NSDAP hatte vor 1933 außerhalb der Mitgliedschaft für die Bevölkerung weder Interesse noch Bedeutung. Das änderte sich rasch, als bald nach Hitlers Machtantritt bis auf die NSDAP die politischen Parteien nach und nach verschwanden und die NSDAP eine zentrale Stelle im Machtgefüge des „Dritten Reichs" einnahm. Als erst spät in die Parteihierarchie eingefügtes Bindeglied zwischen Gauleiter und Ortsgruppenleiter gewann der Kreisleiter als „Hoheitsträger der Partei" und „Territorialstatthalter Hitlers" auf der mittleren Führungsebene in den Bezirksämtern und Landkreisen dennoch zunehmend an Gewicht und Einfluss, insbesondere nach Kriegsbeginn.
Es ist deshalb erstaunlich, dass nunmehr siebzig Jahre nach dem Zusammenbruch des NS-Staats noch kein Überblick über die Leiter der meist zusammengefassten NSDAP-Kreise Landshut und Vilsbiburg und deren Stellvertreter vorliegt. Der Verfasser hat zwar bereits über den ersten Kreisleiter, Paul Goebel, und dessen Ausbootung 1936 sowie über das Verhalten des Kreisleiters mit der längsten Dienstzeit, Hans Dotzler, seit dem Kriegsende Zeitungsartikel vorgelegt, aber die Darstellung der ganzen Reihe der Kreisleiter von Landshut-Vilsbiburg und deren Ersatzmänner steht noch aus.


12. April 2016

Dr. Karl Gattinger, München

Der Landesherr als Bierbrauer.
Die Bedeutung der Wittelsbacher für die Entwicklung
des Brauwesens in Bayern

Bier in Bayern ist eine Erfolgsgeschichte. Den vielleicht größten Anteil daran hatten die bayerischen Herzöge und Kurfürsten, von denen – über Jahrhunderte hinweg – die entscheidenden Impulse für den im 16. Jahrhundert einsetzenden Aufstieg des bayerischen Brauwesens vom regionalen Braugewerbe zur Brauindustrie von Weltgeltung ausgingen. Neben den landesherrlichen Verordnungen wie das berühmte Reinheitsgebot von 1516, die endlich eine zuverlässig konstante Qualität des Biers garantierten, war es vor allem das von dem Wittelsbacher Maximilian I. 1602 begründete kurfürstliche Weißbierbrauwesen, das den Wandel Bayerns vom Wein- zum Bierland verursachte – ein Wandel, der bis heute durch eindrucksvolle, über das ganze Land verteilte Baudenkmäler anschaulich dokumentiert wird.

Bitte beachten Sie:

Vor dem Vortrag findet um 19 Uhr die Generalversammlung des
Historischen Vereins für Niederbayern statt.

Tagesordnung:

Geschäftsbericht des 1. Vorsitzenden
Bericht des Schatzmeisters
Entlastung der Vorstandschaft
Neuwahl der Vorstandschaft
Ausblick, Wünsche, Anregungen

Anträge sind bitte bis zum 29. März 2016 in der Geschäftsstelle
oder beim 1. Vorsitzenden abzugeben.